
Der Biber ist in der Region etabliert

Der Biber ist zurück. Daran gibt es nichts zu rütteln. Und wie so häufig, wenn ein ausgerottetes Tier in sein ehemaliges Habitat zurückkehrt, hat es in der Zwischenzeit der Mensch für sich beansprucht. Das Nebenher kann problematisch sein, wie etwa beim Wolf, für den Schafe auf einer Weide wohl einem Buffet gleichkommen.
Auch mit dem Biber kann es zu Herausforderungen kommen. So sind Kulturpflanzen wie Mais, Raps oder Zuckerrüben, die gewässernahe angepflanzt werden, ein gefundenes Fressen für ihn. Je nach dem wie viele Pflanzen der Biber aus einem Feld holt, kann es für einen Landwirt tatsächlich zu Ertragseinbussen kommen, wie Adrian Wullschleger erklärt. Der Leiter des Vordemwaldner Werkhofs war langjähriger Präsident des lokalen Naturschutzvereins und in seiner Freizeit passionierter Naturfotograf. «Auch wenn ich schon an einigen Orten Biber fotografiert habe, gelang es mir in Vordemwald selber noch nie», so Wullschleger. «Aktuell leben entlang der Pfaffnern etwa drei Biberfamilien.» Dort richten sie von Zeit zu Zeit auch kleinere Schäden an. Nebst Schäden an Kulturpflanzen fällen die Biber auch immer wieder Bäume. «Im Forst sprechen wir hier aber nicht von Schäden. Die Bäume, die er fällt, sind alle in der ufernahen Vegetation. Diese hat aus forsttechnischer Sicht eigentlich keinen besonderen Wert, ist aber für die Ufersicherung von grosser Bedeutung.», erklärt Adrian Wullschleger.
Strassen können einbrechen
Mit den Ästen der Bäume errichten die Biber in kleineren Gewässern ihre Dämme. Unter der Wasseroberfläche des angestauten Wassers graben sie den Eingang zu ihrer Höhle in das Bachbord. Da durch den Höhleneingang kein Sauerstoff gelangt, graben die Biber bis ungefähr zehn Zentimeter unter die Oberfläche. «Das Problem dabei ist, dass ein Bauer mit seinem schweren Fahrzeug einbricht, wenn er über den Bau fährt», erklärt Wullschleger. In der Region sei dies schon mehrmals passiert. Ein aktuelles Beispiel ist die Leimstrasse in Vordemwald. Auf einem kurzen Stück verläuft die Strasse parallel zur Pfaffnern. Und genau in diesem Abschnitt hat ein Biber seinen Bau errichtet. Da der Fahrbahnrand unterhöhlt ist, brach dieser unter der Last des Verkehrs ein und muss jetzt stabilisiert und saniert werden.
«Eine besondere Herausforderung im Umgang mit dem Biber ist teilweise auch sein bundesrechtlicher Schutzstatus.», sagt Adrian Wullschleger. Nachdem der Biber im 19. Jahrhundert ausgerottet wurde, begann man in den 1950er Jahren an einigen Stellen mit der Wiederansiedlungen. Seither haben sich die Bestände erholt und die geeigneten Lebensräume entlang der grösseren Flüsse und Seen der Schweiz sind wieder besiedelt. Auf der Suche nach eigenen Revieren wandern vor allem Jungbiber immer weiter in Bäche und kleine Seitengewässer ein. Hier kommt es zu Konflikten zwischen dem Biber, der Landwirtschaft und öffentlichen Infrastrukturen. Der bundesrechtliche Schutz des Bibers erschwert dabei oftmals eine situationsgerechte und pragmatische Lösungsfindung.
«Der Biber ist als wertvolle Bereicherung unserer heimischen Gewässerfauna unbedingt willkommen zu heissen und zu erhalten», sagt Wullschleger. «Aber gerade deshalb – und weil die meisten geeigneten Bäche bereits wieder von ihm besiedelt sind – braucht es in Zukunft einen konstruktiven Dialog unter allen in der Biberthematik betroffenen Parteien», fügt er an. Besonders da, wo Konflikte mit dem Biber zu bewältigen sind , ist Handlungsspielraum für einfache Lösungen gefragt.