
Billettkontrolle im Bus endete mit dem Einsatz von Pfefferspray
Im April 2019 verweigerte sich ein 23-Jähriger in einem Linienbus von Rothrist nach Zofingen einer Billettkontrolle. «Ich war auf dem Weg ins Fitnessstudio», gab der Schweizer bei seiner Befragung vor dem Bezirksgericht Zofingen an. Dort hatte er sich unter anderem wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte zu verantworten. Weil er sein Geld bereits für das Fitnessabo ausgegeben hatte, habe er nichts mehr für das Busticket übrig gehabt.
Er drohte den Beamten, sie zu erschiessen
In Oftringen bestiegen zwei Billettkontrolleure den Bus. Als einer der beiden den Fahrausweis des jungen Manns kontrollieren wollte, kam es zur Auseinandersetzung. «Es gibt weder Ausweis noch Geld, sondern höchstens Schläge», soll der Beschuldigte zum Kontrolleur gesagt haben. Als der Beamte versuchte, sich dem Mann in den Weg zu stellen, schlug dieser dem Kontrolleur gegen die Schulter und drängte sich an ihm vorbei. Auch den zweiten Kontrolleur griff der Mann an. Der Beamte setzte sich mit Pfefferspray zur Wehr. Dies hielt den Beschuldigten nicht davon ab, die Kontrolleure weiter zu beleidigen und ihnen zu drohen, sie zu erschiessen. Schliesslich konnten die Beamten den jungen Mann am Bahnhof Zofingen der Polizei übergeben.
Vor Gericht stritt der Beschuldigte ab, die Beamten angegriffen zu haben. Er könne bis heute nicht verstehen, weshalb Pfefferspray gegen ihn eingesetzt wurde. Ebenso wenig konnte der junge Mann verstehen, weshalb ihn seine Expartnerin und Mutter des gemeinsamen Kindes angezeigt hatte. Nur vier Monate nach dem Vorfall im Bus soll es in der Wohnung der Exfreundin zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung gekommen sein. Das Paar, das sich kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter getrennt hat, streitet sich schon seit Jahren um das Besuchsrecht des Vaters. An besagtem Augusttag eskalierte der Streit. Dabei soll der arbeitslose Schweizer die junge Mutter bedroht, geschlagen und gewürgt haben. «Einen Moment lang dachte ich, dass er mich jetzt tatsächlich umbringt», sagte sie vor Gericht. Die Vorwürfe seiner ehemaligen Partnerin wies der Beschuldigte von sich. Lediglich die Drohungen, die er ihr später per Facebook-Nachricht schickte, gestand er ein. «Wer mir mein Kind wegnimmt, den schmerzt es einmal, beim zweiten Mal blutet es überall», schrieb der Beschuldigte unter anderem.
Gutachter stuft Rückfallrisiko als hoch ein
Obwohl der Mann keine Vorstrafen hat, ist er kein unbeschriebenes Blatt. Bereits in der Kindheit fällt er durch sein aggressives Verhalten auf. Es folgen ein Aufenthalt im Heim und psychiatrische Abklärungen. Auch im Rahmen der Strafuntersuchung wurde der Beschuldigte begutachtet. Der Gutachter attestierte dem Schweizer eine disoziale Persönlichkeitsstörung mit psychopatischen Zügen sowie eine Erwachsenen-ADHS. Er stufte das Rückfallrisiko zudem als hoch ein und empfahl eine stationäre Massnahme. Für den Staatsanwalt war deshalb klar: «Der Beschuldigte scheint wie eine tickende Zeitbombe, die immer lauter tickt.» Das Drama im Bus habe erst den Anfang dargestellt. Auch die Tatsache, dass beim Beschuldigten illegale Waffen, wie etwa mehrere Wurfmesser, gefunden wurden, würden für die Gewaltbereitschaft des Mannes sprechen. «Es gilt eine Explosion zu verhindern», hielt der Staatsanwalt weiter in seinem Plädoyer fest. Er beantragte eine unbedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren sowie eine stationäre Massnahme. Der Verteidiger forderte einen grossmehrheitlichen Freispruch und eine bedingte Geldstrafe von 70 Tagesätzen à 10 Franken. Das Urteil des Bezirksgerichts ist noch nicht bekannt.