Aargauer «Chriesi»-Ernte beginnt früh – und bringt wohl eine hervorragende Qualität

Andy Steinacher hat in diesen Tagen ordentlich zu tun. Der Landwirt und Präsident des Verbands Aargauer Obstproduzenten ist gerade dabei, die Kirschenanlagen gegen Regen zu decken und einzunetzen, um die gefrässigen Vögel und Essig­fliegen von den reifenden Früchten fernzuhalten. Am kommenden Wochenende, also Anfang Juni, soll auf Steinachers Hof in Schupfart die «Chriesi»-Ernte beginnen. Gleich sieht es bei Stefan Frey in Muri aus. Auch er startet Anfang Woche die Ernte. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr war es Mitte Juni soweit. «Stand heute wird der Erntezeitpunkt der Kirschen 12 bis 14 Tage früher sein als im Vorjahr», sagt Othmar Eicher, beim landwirtschaftlichen Zentrum Lieb­egg für Obstbau zuständig. «Gegenüber dem langjährigen Mittel ist dies immer noch knapp eine Woche früher.»

 

Den Grund für die ausser­gewöhnlich frühe Reife der Kirschen sieht er bei der Witterung in diesem Frühjahr. «Nach dem milden Winter starteten die Kirschenbäume gut und früh in den Frühling», sagt Eicher. So hätten schon die Blütenknospen rund eine Woche früher zu schwellen und aufzubrechen begonnen. Nach einigen Frostnächten Ende März und Anfang April herrschte dann «ideales Blütenwetter», so Eicher. «Die Bienen und Wildbienen hatten gute Bedingungen für die Bestäubung.» Und von Ostern bis Ende April förderte das schöne warme, aber trockene Wetter die Vegetationsentwicklung der Kirschbäume und deren Jungfrüchte. Die Obstbauern gehen denn auch von einer guten bis hervorragenden Qualität aus. «Die Kirschen durften in diesem Frühjahr ja wirklich viele Sonnenstunden geniessen», sagt Stefan Frey. Das heisst, der Zuckergehalt – und damit die Süsse – wird hoch sein.

Schäden wegen Frost und gute Absatzchancen

 

Die Ernte dürfte, so schätzen die Obstbauern, etwas kleiner ausfallen als im vergangenen Jahr. Der Frost Ende März und Anfang April habe den Blüten und Knospen da und dort etwas zugesetzt. Der Behang ist somit teilweise eher klein – die einzelnen Früchte dafür umso grösser.

Die frühe Reife hat für die Produzenten zudem Vorteile, was die Absatzchancen angeht: «Die Haupternte fällt vor die Sommer­ferien», sagt Frey. Die Leute sind somit noch nicht in die Ferien verreist, wenn die Kirschen auf den Markt kommen – wobei in diesem Jahr ja ohnehin unklar ist, wie gross die Nach­frage gerade für Auslandreisen wird. So oder so: «Die Konsumentinnen und Konsumenten können früher auf einheimische, regionale Kirschen zugreifen und müssen nicht den ersten ‹Glust› mit Importkirschen ausleben», sagt Othmar Eicher.