
XXL-Badetuch und Gitterzäune: So sieht die Corona-Badisaison 2020 (wohl) aus
Den Sonnenanbetern blutet bei solchen Anblicken das Herz. Gitterzäune sperren im Berner Marzilibad die frisch gemähte Liegewiese ab – schönstes Sommerwetter hin oder her. Das wird auch in Zukunft wohl so bleiben.
Das grösste Flussbad der Schweiz öffnet zwar, wie die meisten anderen Freibäder, voraussichtlich am 8. Juni. Wenn der Bundesrat am 27. Mai grünes Licht gibt. Doch in der Corona-Badi-Saison 2020 wird wegen den Abstandsregeln nichts so sein, wie es einmal war. Landauf landab tüfteln Freibäder derzeit daran, wie sie die Corona-Schutzmassnahmen umsetzen können.
Klar ist: Auf limitierte Besucherzahlen müssen sich Badigänger in der ganzen Schweiz einstellen, wie aus dem Schutzkonzept des Verbands Hallen- und Freibäder (VSH) hervorgeht.
Der wichtigste Eckpunkt: Ein Badegast pro zehn Quadratmeter. Das gilt nicht nur für die Liegewiese, sondern auch für das Schwimmbecken. Bei einem 25-Meter-Becken mit vier Bahnen seien gerade einmal 30 Leute erlaubt, rechnet VSH-Sprecher Martin Enz vor. In einem 25-Meter-Becken sind 30 statt 150 Schwimmer erlaubt.
Wie könnte ein Badibesuch diesen Sommer in Freibädern aussehen? Das Beispiel der Badi in Köniz BE zeigt, was auf uns zukommen könnte:
Felder auf Badi-Wiese
Thomas Brönnimann, Sicherheitsvorsteher der Gemeinde Köniz, will neben dem Schwimmen auch das Sünnele ermöglichen. Dies bedinge, dass die Liegewiese in der Badi gewissermassen parzelliert werde, wie er in der Berner Zeitung ausführt:
Wie das aussehen könnte, zeigt ein Blick nach New York: Dort wurden in Parks Kreise aufgemalt, damit die Leute genug Abstand halten.
Parzellen auf Liegewiesen: Wie in den Parks in New York könnte es schon bald in den Schweizer Badis aussehen.
© AP
Besucher-Limite
Überfüllte Liegewiesen sind 2020 im Marzilibad ein No-Go.
© Keystone
An Spitzentagen drängen sich normalerweise gegen 10’000 Personen im Berner Marzilibad. Tüechli reiht sich an Tüechli, in Corona-Zeiten ein No-Go. Wie können Abstandregeln in Mega-Badis eingehalten werden?
Christian Bigler, Leiter des Stadtberner Sportamts, spricht Klartext: «Als einzige für uns überhaupt praktizierbare Massnahme sehe ich eine Obergrenze der Besuchenden, die mit einer Personenzählung und einem Zutrittssystem am Eingang gewährleistet werden kann – so wie es auch in den Warenhäusern praktiziert wird.»
Das ist starker Tobak für alle Marzili-Fans. Denn der freie und kostenlose Zutritt in das beliebte Flussbad ist in Bern ein heiliger Gral. Damit ist es heuer wohl vorbei. «Um die Besucherzahl kontrollieren zu können, müsste man aareseitig eine Absperrung machen», so Bigler weiter.
XXL-Badetücher
Eine andere Möglichkeit sieht der Könizer Gemeinderat Brönnimann in XXL-Badetüchern, die beim Eintritt gegen ein Depot an die Gäste verteilt werden. Die drei auf drei Meter grossen Textilien würden ebenfalls dafür sorgen, dass jeder Gast in seinem Bereich bleibt. «Diese Variante wäre etwas einladender als Bodenmarkierungen», so Brönnimann weiter zur Berner Zeitung.
Er habe sich bereits auf die Suche nach Lieferanten gemacht. Die Gemeinde müsste bei dieser Variante mehrere Tausend Tücher einkaufen. Auf Anfrage von watson kann Brönnimann nicht sagen, ob die Tüchli-Variante konkretisiert wurde. Der Gemeinderatsentscheid dazu stehe noch aus.
Timeslots
Damit sich nicht zu viele Leute im Bad aufhalten, wird es auch in Köniz eine Besucherobergrenze geben. Die Gemeinde will aber verhindern, dass das Freibad bereits am Mittag «ausverkauft» ist. «Deshalb sind auch Timeslots ein Thema», sagt er weiter zur BZ. Jeden Gast stünde so nur ein gewisses Zeitfenster für den Badi-Besuch zur Verfügung.
Hausverbot
Im Schutzkonzept explizit festgehalten ist auch die Abstandsregel von zwei Metern. Die Freibäder würden kaum darum herumkommen, mehr Personal für die Überwachung abzustellen, so Martin Enz. Besuchern, die gegen die Regeln verstossen, werde man möglicherweise auch ein Verbot für die Anlage erteilen müssen, sagt er zu SRF.
Klar ist: Auch bei den Schutzkonzepten der Badis wird es einen Flickenteppich an Massnahmen geben. Denn jedem Freibad ist es am Schluss selbst überlassen, wie es die BAG-Vorgaben umsetzt.