
Jetzt ruhig mal nachholen
Diese Woche war ich das erste Mal wieder in einer Beiz. Es gab ein Cordon bleu und eine Flasche Wein in einer Preisklasse, die ich sonst eher meide. Es steht mir ja nicht zu, Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu irgendwas aufzufordern, aber heute mache ich mal eine Ausnahme: Gehen Sie doch auch möglichst schnell ins Restaurant – die Gastronomen brauchen uns jetzt.
Kaum eine Branche wurde so brutal von der Pandemie erwischt wie die Gastronomie. Die Einschränkungen verunmöglichen einen Normalbetrieb; nötig ist sehr viel Kreativität, die sich in der Kasse aber noch kaum niederschlägt, weil die Plätze ausgedünnt werden mussten. Zudem fürchten sich viele Menschen schlicht noch davor, ein Lokal zu betreten. Übervorsicht ist jetzt aber genau so fehl am Platz wie Rücksichtslosigkeit. Wir können nämlich durchaus beides tun: konsumieren und geniessen– und gleichzeitig den Virus auf Distanz halten. Das beste Übungsfeld dazu ist die Beiz: Die Gastronomen müssen jetzt Wege finden, feine Essen auf den Tisch zu zaubern und gleichzeitig ihre Betriebe zu verschlanken. Dazu brauchen sie so viele Gäste wie möglich. Wir merken, dass eine ausgedünnte Karte das Essen nicht schlechter macht und auch mal ein Gespräch auf zwei Meter Distanz möglich ist, ohne dass man sich anschreien muss.
Kurz: Ein genussvolles Leben ist auch im Zeichen von Covid-19 möglich. Gelebte Solidarität ist ein Anruf in einem der Restaurants, an das man gute Erinnerung hat. Und zwar sofort.