
Herausforderung: Vom Lockdown direkt in die Matura-Prüfungen
Der Bundesrat hat es den Kantonen überlassen, ob sie Maturaprüfungen durchführen wollen oder nicht. Das Resultat war erwartungsgemäss eine föderale Kakophonie: Zürich und Genf beispielsweise verzichten ganz auf Maturaprüfungen und setzen nur auf Erfahrungsnoten. Im Aargau und in der Zentralschweiz dagegen müssen die Maturandinnen und Maturanden zu den schriftlichen Prüfungen antraben. An der Kantonsschule Zofingen sind es 105 junge Frauen und Männer, die zwischen dem 18. und 26. Mai ihre Klausuren schreiben. «Wie viele andere auch hätte ich mir eine gesamtschweizerische Lösung gewünscht, damit die Chancengleichheit gewahrt bleibt», sagt Kanti-Rektor Patrick Strössler.
Sowohl für die Lehrpersonen als auch für die Schülerinnen und Schüler stellt die gegenwärtige Situation eine grosse Herausforderung dar. «Sich unter diesen Bedingungen vorzubereiten, erfordert von Maturandinnen und Maturanden viel Selbstständigkeit und Flexibilität», so Strössler. «Das verdient grossen Respekt.»
Der Schulleitung stellen sich ungewohnte logistische Probleme. Die Klassen werden für die Prüfungen teilweise in zwei Prüfungszimmer aufgeteilt, damit der nötige Abstand gewahrt bleibt. Vor jedem Prüfungszimmer stehen Desinfektionsmittel bereit. «Die Kandidatinnen und Kandidaten desinfizieren sich die Hände vor jedem Betreten des Prüfungszimmers», heisst es in einem entsprechenden Merkblatt. «Eine Maskentragepflicht gibt es nicht», sagt Rektor Strössler. Aber: «Für diejenigen, die eine Maske verwenden möchten, stellen wir in den Prüfungszimmern welche zur Verfügung.» Mindestens ein Schüler, der zur Risikogruppe gehört, wird seine Maturaprüfungen in einem separaten Raum schreiben.
Wer schon einmal solche abgelegt hat, weiss: Das Beste daran ist die unmittelbare Zeit danach. Man tauscht sich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen darüber aus, wie die Prüfungen gelaufen sind, freut sich über Gelungenes, ärgert sich über Misslungenes. Das ist für die Zofinger Maturandinnen und Maturanden kaum möglich: Vor und nach der Prüfung dürfen sie sich nicht in grossen Gruppen treffen, heisst es im Merkblatt – Ansammlungen von mehr als fünf Personen seien verboten. Heisst: «Nach der Abgabe der schriftlichen Prüfung sind das Schulgebäude und das Schulgelände umgehend zu verlassen.»
Inzwischen ist auch definitiv bekannt, wie die schriftlichen Prüfungen gewertet werden: zu einem Viertel nämlich. Für die restlichen 75 Prozent stützt sich das Maturazeugnis auf Erfahrungsnoten ab. (pp)