
Die Fähre Wolfwil trotzt Corona – Fährfrau hofft auf Regen
Seit einigen Tagen sinkt der Wasserpegel der Aare; flussaufwärts misst das Bundesamt für Umwelt bei seiner Messstation in Thun gar eine Senkung des Wasserspiegels um satte 50 Zentimeter.
Diese Daten kann die Wolfwiler Fährfrau Nicole Ackermann nur bestätigen: «Bei uns fällt der Wasserspiegel zurzeit tageweise um fünf Zentimeter.»
Sie fährt trotzdem – doch die Trockenheit könnte dies ändern
Die aktuelle Coronaviruskrise hat sie nicht davon abgehalten, seit den wärmeren Apriltagen ins fast 12 Meter lange Boot zu steigen. Die Trockenheit dürfte aber bald ihre Aktivität reduzieren: «Wenn es so weiter geht, kann ich am Wochenende nicht mehr fahren.»
Der Wasserspiegel ist alarmierend tief.
© Bruno Kissling
Dies ist selten, aber an sich nicht aussergewöhnlich. Nicole Ackermann überquert schliesslich die Aare zwischen dem Solothurner Dorf Wolfwil und dem Berner Nachbarn Wynau, seit Kindheitstagen.
Denn die Gierseilfähre, die beide Kantone wortwörtlich mit einem Seil verbindet, entlang dem sich das Schiff dank der Strömung motorlos bewegt, wird seit vier Generationen von ihrer Familie betrieben. In besonders trockenen Zeiten kann es einmal im Jahr vorkommen, dass das Schiff am Anleger bleibt.
Die einzige Verpflegung von Aarau bis Solothurn
Allerdings ist die Fähre nicht Nicole Ackermanns Haupteinnahmequelle. Sie führt auch das Restaurant Fähre, das momentan nur noch über einen Take-Away-Service verfügt.
Bei schönem Wetter wird Nicole Ackermann weiterhin Egli-Knusperli, Olmabratwürste und weiteres zubereiten sowie kalte Getränke und Glace ausgeben.
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Mit dem Lockdown erleben beide Aktivitäten von Ackermann einen Besuchereinbruch. Die Leute blieben halt eher zuhause als entlang der Aare zu spazieren oder eine Velotour zu machen.
«Die Leute rechnen auch gar nicht erst damit, dass wir trotzdem noch den Grill und die Friteuse anschmeissen und die Fähre betreiben.» Vorbeiradelnde Velofahrer hätten ihr gesagt, dass ihr Restaurant nun als einziges zwischen Solothurn und Aarau überhaupt noch Verpflegung anbieten würde.
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Läuft das Boot nicht, läuft das Restaurant nicht
Sie habe keine Wahl gehabt: «Als Eigenständige falle ich durch die Masche der Bundesgelder. Ich kann nicht warten, bis die Krise vorbei ist. Ich hoffe, zumindest Fixkosten decken zu können.» Dass nun weniger Leute die Fähre benutzen, schade auch der Gastwirtschaft, weil das Boot einen Teil der Kundschaft von der anderen Aareseite befördere.
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«Es ist beides miteinander verbunden: Läuft das eine nicht gut, läuft das andere eben auch nicht.» Trotzdem wird Nicole Ackermann in der Küche und auf dem Fluss die Stellung halten. Von Donnerstag bis Sonntag steht ihr Take-Away-Service von 11 Uhr bis 17 Uhr bereit – wobei sie auch Leute ermutigt, sie zu kontaktieren, falls sich was ändern sollte.