
Und wie geht es Ihnen?
Vor einiger Zeit hat die deutsche Wochenzeitung «Die Zeit» ein Online-Stimmungsbarometer aufgeschaltet. «Wie geht es Ihnen heute?», lautet die simple Frage an die Leserinnen und Leser. Zur Auswahl stehen nur die Zustände «gut» oder «schlecht». In den Monaten vor der Krise war die Stimmung bei unseren nördlichen Nachbarn extrem stabil. Zwei von drei Leuten sagten, es gehe ihnen gut, einem ging es schlecht. In der Schweiz dürfte so ein Stimmungsbarometer ähnliche Ergebnisse zutage fördern. In der Erwartung, die Stimmung müsste in den letzten Wochen deutlich in den Keller gerasselt sein, habe ich das Barometer kürzlich wieder öfters besucht. Und siehe da: von bedrückter Stimmung keine Spur. Zum Beispiel gestern: 75 Prozent der Leute, die abstimmten, fühlten sich gut. Klar: Dieses Tool ist eine Spielerei, die Aussagekraft hält sich in Grenzen. Trotzdem: Spiegelt sich darin nicht die erstaunliche Tatsache wider, dass sich die meisten trotz massiver Einschränkungen und schlimmer Nachrichten die Stimmung nicht vermiesen lassen? Dass die Zuversicht stärker ist als Rezessionsängste? Dass wir überhaupt flexibler und gelassener reagieren, als wir noch vor Wochen glaubten?
Das Virus hat inzwischen den ganzen Globus befallen, die Wirtschaft infiziert und Wohlstand weggefressen. Gut zu sehen, wie machtlos es gegen unsere Stimmung sein kann.