Darf der Osterhase noch Nester verstecken?

Mama, gibt es Frau Holle wirklich? Mama, sind die Wichtel echt? Mama, gibt es den Osterhasen? Die Trennung zwischen Realität und Wirklichkeit ist für unseren Sechsjährigen im Moment ein grosses Thema, aber auf die meisten dieser Fragen bin ich spontan nicht vorbereitet.

Obwohl ich unseren Sohn nicht anlügen will, finde ich diese Zwischenwelt mit Samichlaus, Weihnachtskind und Osterhase doch ganz schön. Darum stufe ich Geschichten rund um diese Figuren auch als Notlügen ein und wir zelebrieren sowohl das Nestchensuchen an Ostern als auch den Besuch des Samichlaus am 6. Dezember. Aber eben: Wenn er diese Fantasiegestalten schon in Frage stellt, will ich ihm ja eine ehrliche, kindgerechte Antwort geben. Meine erste Frage ist dann jeweils: Was denkst du denn? Genau so hat übrigens meine Mutter reagiert, als ich sie fünf Minuten vor dem Besuch des Samichlaus gefragt habe, ob es den Samichlaus tatsächlich gibt.

Meist bekomme ich auf meine Fragen erstaunlich ausgereifte Antworten. So meinte unser Sohn beim Osterhasen-Thema: «Irgendwie ist es ja schon komisch: Ein Hase, der Eier bemalt, das gibt es doch nicht!» «Ja», war meine Antwort, «das gibt es wirklich nicht.» Damit war für ihn die Sache erledigt und er hat sich wieder etwas anderem zugewendet.

Den Hinweis, dass es auch komisch ist, dass ein Hase Nestchen versteckt, konnte ich nicht mehr anbringen. Vielleicht will er das auch gar nicht wissen. Denn wenn der Hase keine Nester versteckt, gibt es an Ostern keine Geschenke. Aus aktuellem Anlass warte ich darum auf eine weitere Frage: «Mama, darf denn der Osterhase während des Lockdowns nach draussen, um die Nestchen zu verstecken?» Die Polizei München hat auf eine ähnliche Frage kürzlich per Twitter wie folgt geantwortet: «Der Osterhase ist schlau und verbindet das Verstecken von Ostereiern mit der Bewegung an der frischen Luft. Diese ist weiterhin erlaubt. Zudem achtet er natürlich auf den Mindestabstand und wäscht sich vorher und im Anschluss seine Pfoten.»