
Unbezahlbare Augenblicke
Als Kind malte ich mir mit Freundinnen aus, wie traumhaft es wäre, wenn wir nicht zur Schule und später mal nicht arbeiten gehen müssten. Wir glaubten, die Erfüllung sei, einfach so in den Tag zu leben. Nun zeigt die Realität mir, meinen Freundinnen und wohl vielen anderen, dass manche Vorstellung und einige Wünsche besser in der Welt der Fantasie aufgehoben sind.
Zweifelsohne: Die Corona-Zwangspause wirkt entschleunigend. Auf einen Schlag herrscht gähnende Leere in der Agenda. Auch das Beisammensein im trauten Familienkreis ist seit drei Wochen –vor allem den Eltern zuliebe – gestrichen. Durch das viele Daheimsein bleibt nun die ersehnte Zeit, all das Aufgeschobene endlich zu erledigen. Das gründlich geputzte Haus gibt mir ein gutes Gefühl – und so steht Unterlagen ablegen, Kleider aussortieren und Fotos einkleben als Nächstes an. Dennoch wünsche ich mir nichts mehr als den Alltag zurück. Wenn auch nicht ganz. Was bleiben darf, ist die Solidarität, Nächstenliebe, Verbundenheit und Rücksichtnahme, die viele in dieser beispiellosen Zeit täglich leben. Es sind die kleinen Gesten und Taten, die das Leben lebenswert machen. Für andere einkaufen gehen, die Kassierin nach ihrem Befinden fragen oder sich bei der Verkäuferin bedanken, die fortlaufend die Gestelle auffüllt. Gerade weil wir Abstand halten müssen, sind diese Augenblicke unbezahlbar.