«Der Autoputzer»: Mit der Zahnbürste gegen Dreck und Keime

«Niemand achtet sich, wie dreckig diese Hebel sind.» Domenico Lomanno Autolackierer und Gründer autoputzer.ch
«Niemand achtet sich, wie dreckig diese Hebel sind.» Domenico Lomanno Autolackierer und Gründer autoputzer.ch

Eifrig bewegt sich der Kopf des Zahnbürstchens auf und ab. Die Borsten gleiten aber nicht über Zähne, sondern rund um das Logo eines Fiats. Doch auch da holen sie Dreck aus Vertiefungen heraus. Nach ein paar Mal auf und ab legt Domenico Lomanno das Bürstchen zufrieden beiseite. Er schnappt sich die bereitliegende Düse des Dampfreinigers, sein Lieblingsgerät. Er drückt ab und der Cockpitbereich füllt sich zischend mit Dampf. Lomanno zielt mit dem Dampfreiniger auf das Steuerrad eines weissen Fiats, dessen Logo er gerade mit der Zahnbürste gereinigt hat. So will er den Keimen und Bakterien an den Kragen, die sich auf einem Steuerrad tummeln. «Wenn man darüber nachdenkt, ist es eklig», sagt Lomanno, während er das Lenkrad weiterhin mit Dampf bearbeitet. «Auf dem Steuerrad, dem Kopf des Schaltknüppels und dem Blinkerhebel hat es zwölf Mal mehr Bakterien, als auf dem Ring einer öffentlichen Toilette.» Und doch würden alle Autofahrer diese Dinge bedenkenlos anfassen. Gedankenverloren wandert die Hand dann weiter, vom Bakteriensumpf direkt ins Gesicht.

Zu Beginn begegneten ihm die Leute mit Skepsis

Nun ist das Steuerrad wieder sauber. Obwohl der Dreck zu Beginn nicht augenscheinlich war, ist der Unterschied frappant. Domenico Lomanno aus Rothrist zeigt auf den Blinkerhebel. Eigentlich nichts aussergewöhnlich an dem Teil. Doch beim näheren Betrachten ist zu sehen, wie die feinen Längsrillen auf dem Hebel mit Hautablagerungen, Schmutz und Resten von Handcremen gefüllt sind. «Niemand achtet sich, wie dreckig diese Hebel sind. Bis man es das erste Mal selbst gesehen hat», so Lomanno, «oder wenn die Kunden ihr frisch geputztes Auto abholen und sehen, wo es nun plötzlich überall sauber ist.» Seit 2018 reinigt der gelernte Autolackierer Autos. Er konzentriert sich aber im Gegensatz zu vielen Autoaufbereitern nicht nur auf den Lack, sondern auf den kompletten Innenraum. Zu Beginn begegneten ihm die Leute mit Skepsis. Oft hörte er, dass das ja nur Autoputzen sei, und sie dies selbst machen können. «Autoputzen kann wirklich jeder», sagt Lomanno. «Die Frage ist nur wie, denn mit Raussaugen ist das Auto noch nicht wirklich sauber.» So greift der autoputzer.ch, wie Lomanno seit 2018 heisst, halt eben zur Zahnbürste, zum Dampfreiniger oder zum Schamponiergerät. Ist es nötig, zerlegt er das Auto komplett, brennt die Sitze auf

60 Grad aus und verpasst dem Fahrzeug eine Geruchsneutralisierung. «Das muss ich etwa machen, wenn sich Erbrochenes in das Polster oder im Unterbodenteppich eingesaugt hat.»

Sauberes Firmenauto als Visitenkarte

Mittlerweile hat sich der Autoputzer in der Region etabliert. «Der Name und die dazugehörige Domain waren ein echter Glücksgriff für mich.» Ein gutes Marketing mit einfachen Mitteln ist ihm wichtig. Sein Slogan «Hets dine au weder Mal nötig?» komme gut an, auch wenn ihm deswegen oft Zweideutigkeit vorgeworfen wurde. Doch darüber kann Lomanno nur lachen. «In Deutschland sind die Leute offener. Dort wird mit Sprüchen wie ‹Wir polieren dir dein bestes Ding› geworben.»

Zu seinen Kunden zählt der Autoputzer nebst Privatpersonen auch Garagisten oder Firmen. Ein sauberes Firmenauto sei eine gute Visitenkarte, erklärt Lomanno. Sein nächstes Ziel ist es, Stellen zu schaffen. Dafür sei die Auslastung aber noch nicht genug hoch. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat er aber bereits unternommen. Von der Oltech hat er einen Praktikanten für drei Monate übernommen. «Mit Amar läuft es super. Ich schule ihn darin, Autos aufzubereiten, damit er es nach dem Praktikum selbst machen kann.»

Vor und nach der professionellen Reinigung: Der Unterschied ist sehr gut zu erkennen.
Vor und nach der professionellen Reinigung: Der Unterschied ist sehr gut zu erkennen.