«Berufsfachschule für alle»: Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten

Lernende der Klasse «Berufliche Integration».
Lernende der Klasse «Berufliche Integration».

Mit der Vision «eine Berufsfachschule für alle» hat sich die Stiftung azb mit Sitz in Strengelbach zum Ziel gesetzt, ihre Lernenden in den Praktischen Ausbildungen an die öffentliche Berufsfachschule in Zofingen (BWZ) zu schicken. Was für die jungen Menschen mit eidgenössisch anerkannten Berufsattesten (EBA) und Fähigkeitszeugnissen (EFZ) selbstverständlich ist, soll auch für die Jugendlichen, welche eine Praktische Ausbildung nach INSOS-Vorgaben absolvieren, zukünftig möglich sein. INSOS ist der nationale Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Behinderung. «Ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention ist das eine Möglichkeit, die Forderung nach Teilhabe, Selbstbestimmung und Inklusion für Menschen mit Unterstützungsbedarf umzusetzen», teilt die Stiftung in einer Pressemitteilung mit.

Besuch der BWZ ist eine «grosse Chance»

Ziel des Projektes ist, die Inklusion in der beruflichen Grundausbildung für alle Lernenden zu gewähren. Die Stiftung azb stiess mit ihrem Anliegen bei den Verantwortlichen der Berufsfachschule auf offene Ohren. Im Laufe des Jahres 2019 haben erste Gespräche zwischen dem Rektor der BW Zofingen, Roger Meier, sowie André Rötheli, Geschäftsführer der Stiftung azb, und Roberto Fernandez, Bereichsleiter Berufliche Integration, stattgefunden. Dabei konnten Fragen der Zusammenarbeit und der Umsetzung der Vision geklärt werden. Diskutiert wurden die Nutzung gemeinsamer Ressourcen, beispielsweise Lehrpersonen, Räumlichkeiten oder Dienstleistungen. Ein anderes Thema war die Förderung der Durchlässigkeit bei den Übergängen Ü1 (obligatorische Schule – Berufsausbildung) und Ü2 (Berufsausbildung – Arbeitswelt).

Eine Zusammenarbeit ist in verschiedenen Gebieten möglich, beispielsweise bei der Berufsschule Praktische Ausbildung PrA, dem Förderunterricht auf Niveau PrA/EBA/ EFZ, bei speziellen Programmen im Ü1 und Ü2 für schwächere oder integrativ geschulte Schüler aus der Regelklasse, für Jugendliche mit sozial erschwertem Einstieg in die Berufswelt sowie für minderjährige Asylsuchende auf Niveau PrA. «Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass eine Kooperation bei der Grundausbildung zu einer Win-win-Situation für alle Beteiligten führt, und zwar sowohl für die BWZ als auch für die Stiftung azb, insbesondere für die PrA-Lernenden», sagt André Rötheli. «Für sie bedeutet der Besuch der offiziellen Berufsfachschule eine grosse Chance und Wertschätzung, was wiederum das Selbstwertgefühl der Jugendlichen steigert.»

«Pilot-Jahr» als erster Schritt der Kooperation

Bereits im März 2020 starten die beiden Partner mit einem «Pilot-Jahr» respektive mit einem ersten Schritt in Richtung Kooperation. Ab diesem Zeitpunkt besuchen die 16 PrA-Lernenden der Stiftung azb und Borna den Unterricht der allgemeinbildenden Fächer an zwei Halbtagen pro Woche in den Räumlichkeiten der BW Zofingen im Bildungszentrum BZZ. Unterrichtet werden sie dabei weiterhin von ihrem bisherigen Fachlehrer der Stiftung azb, Peter Bucher. Das «Pilot-Jahr» bietet beiden Institutionen die Möglichkeit, noch offene Fragen zu klären und einen schrittweisen Ausbau der künftigen Zusammenarbeit bis hin zur Übernahme des Schulunterrichts durch die Lehrpersonen der BW Zofingen ab 2021 zu prüfen und vorzubereiten.

«Mit der künftigen Zusammenarbeit der BW Zofingen mit der Stiftung azb im Bereich der Berufsausbildung werden die Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention gut erfüllt», sagt azb-Geschäftsführer André Rötheli. «Sie ist ein Stück gelebte Inklusion und Gleichstellung von Menschen mit Unterstützungsbedarf in unserer Gesellschaft.» (zt)