Mode Bernheim unter einem Dach: Ein Patron glaubt an den stationären Modehandel

Das Modehaus Bernheim in Olten wird eröffnet (Bruno Kissling)
Das Modehaus Bernheim in Olten wird eröffnet (Bruno Kissling)
Geschäftsinhaber Alain Bernheim führt das Modeunternehmen in dritter Generation (Bruno Kissling)
Geschäftsinhaber Alain Bernheim führt das Modeunternehmen in dritter Generation (Bruno Kissling)

Wer sich businesslike, festlich oder sportlich elegant neu einkleiden will, dem wird das Traditionsgeschäft Mode Bernheim in Olten ein Begriff sein. Seit 1931 bietet das in dritter Generation inhabergeführte Unternehmen Kleider ab dem mittleren Preissegment an. Nach der Aufgabe des Damengeschäfts an der Hauptgasse in der Altstadt Mitte Februar ist das Angebot für Frauen und Herren am Hauptstandort in der Kirchgasse zusammengeführt. «Es war ein lang gehegter Wunsch, Damen- und Herrenmode unter einem Dach anzubieten und so für unsere Kundinnen und Kunden ein noch attraktiveres Einkaufserlebnis zu schaffen», lässt sich Inhaber und Geschäftsführer Alain Bernheim in einer Medienmitteilung zitieren. Ein Jahr lang wurde der Standort aus- und umgebaut. Ab heute bis Samstag können Kundinnen und Kunden an den Eröffnungstagen von einer speziellen Rabattaktion profitieren: Zwischen 11 bis 20 Prozent können beim Würfelspiel herausgeholt werden. Ein kleines Geschenk gibt’s bei einem Einkauf dazu.

In den vergangenen Monaten wurden ein einstelliger Millionenbetrag in das Geschäft an der Kirchgasse 17 investiert. Im Hinterhof ist der bisher einstöckige einem neuen zweistöckigen Anbau gewichen, sodass die Gesamtverkaufsfläche nun knapp 1300 m2 misst und auch die Damenmode Platz findet. Sie nimmt rund zwei Drittel der Fläche ein. Mit dem Ausbau sind allerdings die eigenen Kundenparkplätze hinter der Liegenschaft weggefallen.

Neue Treppe ins Obergeschoss als «Blickfang»

Ein Augenschein vor Ort zeigt die komplett erneuerte Einrichtung, die in Zusammenarbeit mit einen Ladendesigner entwickelt wurde. Lokale Partner wie der benachbarte Blumenladen von Arx bewirtschaften nun die zahlreichen Pflanzen. «Der Kunde soll sich in der angenehmen Atmosphäre willkommen fühlen», sagt Bernheim. Der Geschäftsinhaber setzt auf viel Holz aus lokaler Produktion und zurückhaltende Farben wie etwa beim frischen dunkelgrauen Spachtelboden auf Zementbasis. Neu angelegt wurde die Treppe ins Obergeschoss zur Herrenabteilung. «Diese soll als Blickfang dienen», sagt Bernheim. Ebenfalls auffallend sind die grosszügigen Umkleidekabinen bei den Herren. Ein Sofa sowie eine Kaffeeecke laden zum Verweilen ein.

 

Ein eigentlicher Gastronomiebereich, wie es Bernheim während der Planung noch im Kopf hatte, gibt es nun nicht. «Noch nicht», wie er hinzufügt. Die Idee sei nicht ganz vom Tisch, allerdings wäre so die Verkaufsfläche um einiges kleiner geworden. Er sagt aber auch: In einigen Jahren wird der Laden vielleicht schon wieder anders aussehen. Einen grösseren Aufenthaltsbereich wird es womöglich in der wärmeren Jahreszeit auf dem zweistöckigen Anbau geben. Der Sonnenschirm für die neue Terrasse ist jedenfalls schon angeschafft.

Das Geschäften in der Modebranche, wo der stationäre Handel kontinuierlich verliert und der Onlinebereich stetig zulegt, ist bekanntlich in den vergangenen Jahren schwieriger geworden. Damit haben auch Traditionshäuser wie Bernheim zu kämpfen. Wirtschaftlich sei er aber «zufrieden mit der Entwicklung». Im vergangenen Jahr sei der Umsatz stabil geblieben. «Wir haben weder verloren noch dazugewonnen.» Der 53-jährige Bernheim, der seit 30 Jahren im Familiengeschäft operativ tätig ist und seit 20 Jahren die Führung innehat, glaubt an den stationären Handel. Das persönliche Element mit Service, Kundenberatung und angenehmer Einkaufsatmosphäre sei der Mehrwert, den er in seinem Laden zu bieten habe. Zwar denkt Bernheim auch darüber nach, ins Onlinegeschäft einzusteigen, doch umsetzungsbereit ist noch kein Projekt.

Zusammenarbeit mit der Stadt war «herausfordernd»

Für den Um- und Ausbau des Hauptgeschäfts in der Kirchgasse brauchte es einen langen Schnauf. «Die Zusammenarbeit mit der Stadt war sehr herausfordernd», sagte Bernheim schon in einem früheren Gespräch mit dieser Zeitung. Sieben Jahre nach der ersten Idee und mehreren Bauvarianten, Kritik am Gestaltungsplan, die zur Redimensionierung des Bauvorhabens führte, ist das Projekt trotzdem realisiert. «Es gab drei Momente», sagt Bernheim, «wo ich kurz davor war, alles abzublasen.»

Letztmals war dies drei Tage vor Baustart vergangenen Mai der Fall: Eigentlich sollte im alten Chorherrenhaus eine Lüftung eingebaut wurden. Zuerst war diese im Keller geplant – allerdings stellte sich dies als zu aufwendig und zu teuer heraus. Dann gab es eine Lösung im Dachstock – das wollte allerdings die Altstadtkommission nicht. Eine neue Variante wurde ins Spiel gebracht: Das hätte allerdings ein neues Baugesuch bedingt und zu einem späteren Baustart geführt, sagt Bernheim.

Lösung jetzt: «Wir öffnen die Fenster von Hand und lüften quer.» In seinen Augen hat die Altstadtkommission zu viel Macht, weil die Geschäfte nur aus der Sicht der historischen Bausubstanz beurteilen und abschliessend entscheiden kann. Weitere Aspekte wie die positive Entwicklung der Stadt oder die Wirtschaftlichkeit würden zu wenig berücksichtigt. Und noch ist die Bauphase nicht ganz abgeschlossen. Derzeit ist etwa die Umgebungsgestaltung noch nicht klar. Halb resigniert, halb zuversichtlich sagt Bernheim nach den gemachten Erfahrungen: «Wir werden aber auch hier noch eine Lösung finden.»