
Polt samt «Well-ness» und Co.: Bayern zu Gast in Olten
Kennen Sie May Ling? Ja, genau; die Frau in der Kabarettnummer aus dem Jahr 1979, gekauft in Thailand, als die Welt noch in Ordnung schien und ihr Besitzer, logischerweise ein Mann, in der Nummer ihre Vorzüge pries: pflegeleicht, schweig- und duldsam sowieso. Jetzt ist der Mann zurück, längst mit andern gesellschaftlichen Absurditäten im Köcher. Gerhard Polt. Warum zurück?
Weil die 33. Oltner Kabarett-Tage vom 6. bis 16. Mai das affine Publikum mit der Zunge schnalzen lassen: Bayern zu Gast in Olten. Ausrufezeichen. Denn wenn Kabarettistinnen und Kabarettisten des vielleicht urigsten Bundeslandes mit der dörflichsten Gross-Hauptstadt aller deutschen Bundesländer in Olten die Bühne erklimmen, dann darf Polt nicht fehlen. Polt ist Bayern. Poltert. Und wo Polt, da sind die Well-Brüder nicht weit. Stichwort Biermösl Blosn. Vor acht Jahren verstummten zwar die Blosn, nicht aber die Well-Brüder. Polt erst recht nicht. Zum Glück. Polt samt «Well-ness» sozusagen.
Martina Schwarzmann, «a Waibsbiud» vom Bauernhof
Aber Bayern und Olten haben mehr zu bieten als Polt und die Well-Brüder. Vielleicht Martina Schwarzmann, mittlerweile auch schon keine Entdeckung mehr, sondern «a Waibsbiud». Seit 20 Jahren betritt sie, die mittlerweile vierfache Mutter, mit ihrer Gitarre die Bühne und erinnert gelegentlich an Fredl Fesl, dessen humoristische Intermezzi zwischen den Nummern nicht selten länger waren als die eigentliche Einlage. Zelebrierter Alltagsschalk, Präzision der Wahrnehmung, Spürsinn für verrutschte Normen, durchlebte Widerwärtigkeiten des Geliebten und Begehrten sind auch Schwarzmanns Etikett. Kleine Geschichten – grosse Wirkung.
Und der Dritte im Bunde: Peter Fischer? Er dürfte vor allem den Affinsten, den eigentlich Kabaretttrunkenen, ein Begriff sein. Derzeit tourt er mit dem Solo-Programm «Zweitastengesellschaft» durch die Lande. Untertitel: Schwarz sehen? Weiss nicht. Was hatte die Fachjury des Kabarettpreises Krefelder Krähe 2019 über Fischer verlauten lassen: «Jung, unverbraucht, aber politisch scharf, ein Klavier-Virtuose, der singend und mit sympathischer Lockerheit intellektuelle Pfeile abschiesst. Ihm zuzuhören, ist ein Vergnügen, das ausserdem die erwünschte Nachdenklichkeit auslöst.»