«Phosphor 2026»: Ein Innovationsschub für das Wiggertal

Phosphor aus Klärschlamm zurückzugewinnen: Das ist verfahrenstechnische Super League. Wirklich freiwillig «spielt» da unter den Betreiberinnen von Abwasserreinigungsanlagen (ARA) niemand mit – auch die Entsorgung Region Zofingen (Erzo) nicht. Aber sie macht aus der gestellten Aufgabe das Beste und hat das Know-how für einen Spitzenplatz.

Um was geht es? Die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) stösst an ihr Lebensende. Aus wirtschaftlichen Gründen ist eine neue Anlage kein Thema . Der Vorstand der Erzo denkt darüber nach, wie in Zukunft der regionale Abfall umweltgerecht den Weg zu anderen KVA findet. Viel wichtiger, aber auch komplexer und hoch interessant, sind die Zukunftsperspektiven der ARA.

Im Gegensatz zum Kehricht – der nicht unbedingt in Oftringen verbrannt werden muss – ist eine Abwasserreinigung am Unterlauf der Wigger, bei der Erzo in Oftringen, aber auch in Aarburg zwingend. Das Problem hier: Der Bund verlangt ab 2026 von den ARA-Betreiberinnen, dass sie das im Klärschlamm enthaltene Phosphor extrahieren – als Dünger für die Landwirtschaft wieder dem Kreislauf zufügen. Dazu gibt es verschiedene, weitgehend nicht alltagserprobte Lösungsideen.

Die Erzo hier hat eine gute Ausgangslage: Ihren speziellen Drehofen zur Trocknung von Klärschlamm. Gibt man diesem Zusatzstoffe (ihrerseits Abfallprodukte) bei, entsteht eine Asche, welche als Dünger genutzt werden kann. Wie problemlos das Verfahren funktioniert, wird in Oftringen derzeit mit finanzieller Unterstützung des Bundes und unter grossem Interesse der europäischen Fachwelt im Massstab 1 zu 1 getestet.

Ist die Idee wirklich praxistauglich ist? Kann die phosphorhaltige Asche dereinst in der Landwirtschaft ausgebracht werden kann? Das ist ebenso wenig definitiv wie Zusagen anderer ARA, die Erzo mit ihrem Schlamm zu beliefern. 863 000 Franken, so hoch ist der Verpflichtungskredit, welcher der Erzo-Vorstand für weitere Abklärungen benötigt. Auch Stadtrat Peter Siegrist, Zofinger Abgeordneter, ist der Auftrag des Bundes wichtig. Für ihn ist der Bereich Phosphor aber nur ein Teilprojekt. Hauptaufgabe der Erzo sei es, aus Abfällen – Altholz als Beispiel – Energie zu gewinnen.

Dies war unter den Abgeordneten nicht bestritten. Aber das finanzielle Risiko? Zudem stiess man sich unter den Luzerner Gemeinden am Umstand, dass sich der Kanton Aargau am Projekt nicht finanziell beteiligt. Apropos Finanzen: Vorstandsmitglied Thomas Peyer zeigte auf, dass sich eine eigene Phosphor-Rückgewinnung gut rechnen dürfte – alleine schon wegen der wegfallenden Transportkosten. Und zum Projektkredit ergänzte Vorstandskollege Heinz Habegger, dass sich der Abwasserverband Solothurn-Emme wahrscheinlich an den Projektkosten beteiligt. Insbesondere Gemeinden ohne Anschluss an die ARA konnten die beiden Experten damit nicht gewinnen – der Kredit wurde mit nur 12 zu 9 Stimmen bewilligt.

Bei der Kenntnisnahme des Finanzplans für die KVA kritisierte der Murgenthaler Abgeordnete Peter Urben, dass weiterhin grosse Investitionen für eine Anlage vorgesehen sind, die stillgelegt werden soll. Mit Geld, das den Gemeinden gehöre. Die Antwort des Vorstands: Mit Investitionen macht die Sparte Kehrichtverbrennung weiterhin Gewinn.