
Wo Fiebermessen obligatorisch ist: Rothrister im China-Urlaub



Corona-Virus
Laut einer Statistik von OneTube, die Zahlen der chinesischen Behörden und solcher lokaler Behörden miteinander abgleicht, gibt es in China per
11. Februar 42 708 bestätigte Fälle des Corona-Virus. Im Rest der Welt sind es 939 Fälle, keiner davon in der Schweiz.
Insgesamt 1018 Personen erlagen dem Virus, davon 1017 in China und eine Person auf den Philippinen. Am stärksten betroffen ist die chinesische Provinz Hubei, in der die Stadt Wuhan liegt. In Guangxi, der Provinz, in der Daniel und Xining Lehmann in den Ferien sind, gibt es aktuell 215 bestätigte Fälle und einen Todesfall. Laut Daniel Lehmann werden Spitäler, in denen sich ein Verdachtsfall erhärtet, rigoros abgeriegelt und unter Quarantäne gesetzt. (rew)
Das Rothrister Paar Daniel und Xining Lehman verbringt zur Zeit wohl seine denkwürdigsten Ferien: in China. Am 25. Januar kamen die beiden in Nanning, der Hauptstadt der autonomen Region Guangxi, direkt an der Grenze zu Vietnam an – inmitten der Wirren um den Ausbruch des Corona-Virus. «Schon der Flug war speziell. In der Business Class hatte es gerade einmal vier Passagiere, auch die Economy Class war nicht besser ausgelastet», erinnert sich Daniel Lehmann. Der ansonsten immer komplett ausgebuchte Flug sei höchstens zu zehn Prozent ausgelastet gewesen. Für Lehmann auch der einzige Grund, weshalb die Fluggesellschaften Flüge streichen. «Niemand will mehr nach China. Leere Flieger rentieren nicht, deshalb werden die Flüge gestrichen.»
In Nanning, das rund 1000 Kilometer von Wuhan entfernt liegt, sind die Sicherheitsvorkehrungen rigoros. Alle tragen Gesichtsmasken. «Deshalb fühlen wir uns eigentlich sicherer als bei einer Grippe in der Schweiz», sagt Lehmann. Er und seine Frau versuchen auch, die Hände so oft wie möglich zu waschen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. «Zudem meiden wir Märkte mit lebenden oder toten Tieren, da dort die Hygiene nicht immer gut ist.»
Fiebermessen ist obligatorisch
Bei den Eingängen zu öffentlichen Gebäuden, Einkaufszentren, Metrostationen oder Gebäudekomplexen stehen Angestellte von Sicherheitsfirmen, die bei allen, die eintreten wollen, die Temperatur messen. Wer Fieber hat, muss ins Spital. «Mittlerweile wurden die Sicherheitsbestimmungen noch weiter verschärft», berichtet Daniel Lehmann. Versammlungen in grösseren Gruppen wurden verboten. Einige Quartiere sind komplett abgeriegelt. Nur wer dort wohne, dürfe hinein, erklärt der Rothrister. Die Strassen werden häufig gewaschen und wasserwerferähnliche Fahrzeuge versprühen Desinfektionsmittel. Gleich zu Beginn ihrer Ferien waren die Schutzmasken ausverkauft. Auch bei Lebensmitteln herrschten Engpässe, da Läden regelrecht leergekauft wurden. Mittlerweile habe sich dies aber wieder normalisiert, sagt Lehmann.
Weshalb traten die beiden die Reise eigentlich an? «Wir buchten Anfang Dezember», sagt Daniel Lehmann. «Als wir die ersten Meldungen über das Virus erhielten, setzten wir uns mit Schweizer Freunden, die in Nanning leben, in Verbindung. Diese informierten uns über alle Neuigkeiten. Es erschien kein Risiko zu sein.»
Restaurants und Schulen sind geschlossen
Viele Restaurants sind mittlerweile geschlossen. Auch dort boten sich zu Beginn der Chinaferien von Daniel und Xining Lehmann kuriose Bilder. «Ein Restaurant, das ‹Ming Du Lakeside›, befindet sich im 48. Stock eines Hochhauses. Normalerweise muss man dort einen Tisch zwei Wochen im Voraus buchen. Als wir ankamen, waren nur vereinzelte Tische besetzt.»
Auch die Schulen bleiben geschlossen, obwohl die Ferien rund um das Frühlingsfest zu Ende sind. Unterrichtet wird über das Internet, wie Lehmann weiss. Er hofft, dass die zwar verspäteten, nun aber sehr einschneidenden Massnahmen der Regierung die gewünschte Eindämmung der Epidemie zur Folge hat. So geht es auch vielen Bewohnern Nannings, mit denen die Lehmanns kontakt hatten.