
Aufklärung nötig: Das Tierdrama von Oftringen ist Chefsache, sagt FDP-Grossrat Herbert H. Scholl
Der Tierschutzfall von Oftringen ruft die Politik auf den Plan. Der Zofinger FDP-Grossrat Herbert H. Scholl verlangt vom zuständigen Regierungsrat Jean-Pierre Gallati Auskunft darüber, wie der kantonale Veterinärdienst solche Fälle künftig zu verhindern gedenke. «Das Tierdrama in Oftringen beschäftigt weite Bevölkerungskreise», schreibt Scholl in einem Brief an den Vorsteher des Departements Gesundheit und Soziales (DGS). Das Verhalten der verantwortlichen Amtsstellen stosse auf Unverständnis. «Seit Jahren liegen Meldungen, Strafanzeigen und auch Strafurteile vor, ohne dass der kantonale Veterinärdienst des Amts für Verbraucherschutz konsequent eingegriffen hat. Unsägliches Leid zahlreicher Tiere ist die Folge dieses Versagens», schreibt Scholl.
Scholl bittet in dem Brief um «rasche Antworten» auf diverse Fragen. Er möchte wissen, seit wann dem kantonalen Veterinärdienst die Missstände auf dem Oftringer Hof bekannt waren und welche Massnahmen angeordnet wurden. Weiter möchte er wissen, wann der kantonale Veterinärdienst Kontrollen durchgeführt hat – und mit welchen Ergebnissen. Und schliesslich: «Wie erklärt sich die Departementsleitung die Tatsache, dass so viele Tiere trotz Aufsichtspflicht der zuständigen kantonalen Amtsstelle elendiglich verenden mussten? Welche Massnahmen hat die Departementsleitung angeordnet, um sicherzustellen, dass sich solche Tierdramen nicht mehr wiederholen?» Es sei jetzt am Departementschef, zur Beruhigung der Situation beizutragen.
Seit Ende letzter Woche wieder auf freiem Fuss
Der fehlbare Tierhalter, ein 57-jähriger Schweizer, wurde am Freitag aus der Haft entlassen. Eskaliert ist der Fall, der seit Jahren schwelt, vor sechs Tagen. Kantonspolizisten wollten den Mann mit einem Vorführbefehl abholen, weil er zu einem Befragungstermin der Staatsanwaltschaft nicht erschienen war. Die Beamten stiessen auf Dutzende tote Tiere und nahmen den Halter nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft gleich fest. Ihm wird mehrfache Tierquälerei vorgeworfen. Er darf auch keine Tiere mehr halten. Diesen Entscheid hat der kantonale Veterinärdienst Ende letzter Woche – also reichlich spät – gefällt. Im Zuge von Recherchen kam ans Licht, dass noch vorletzten Freitag eine Anwohnerin dem zuständigen kantonalen Veterinärdienst die unhaltbaren Zustände gemeldet hatte. Am Sonntag antwortete ihr der zuständige Mitarbeiter lapidar, man habe bei einer Kontrolle keine schreienden Schafe festgestellt. Und: «Ein gewisser Futtervorrat ist für die Schafe noch vorhanden.»
Wie stark der Mann noch in den Fall involviert ist, ist unklar. Laut der zuständigen Amtschefin Alda Breitenmoser ist er nur noch beratend und «befristet und stundenweise» für den Veterinärdienst tätig. Auf der Homepage des Amts findet man seinen Namen nicht mehr, und auch aus dem Online-Staatskalender des Kantons ist dieser verschwunden.
Am Dienstag – also am Tag, an dem Kantonspolizisten die verhungerten Tiere fanden – schrieb der Mitarbeiter in einer weiteren Mail an eine Anwohnerin Folgendes: «Der Tierhalter hat heute freiwillig auf die Schafe, Ziegen und Legehennen verzichtet und den Auftrag zum Abtransport erteilt – somit ist die Haltung dieser Tiere im Wohnquartier bei Ihnen in Oftringen beendet. Die lange Geschichte zu dieser speziellen Tierhaltung hat damit nunmehr ein Ende.»