
Kanton Solothurn kooperiert mit Aargau Tourismus – «das wird den Standort Olten stärken»
Solothurn Tourismus kooperiert neu mit Aargau Tourismus östlich seines Gebiets statt wie bisher mit der Jura & Trois-Lacs westlich. Ist das aus Sicht Oltens eine gute Wahl?
Stefan Ulrich: Für uns ist das sicher eine gute Wahl. Solothurn hat ja ursprünglich das Dreiseeland-Gebiet gewählt, weil es halt geografisch näher liegt. Nun haben die Verantwortlichen offensichtlich bemerkt, dass die Leistungen nicht den Erwartungen entsprechen. Darum ist es sehr verständlich, dass Solothurn Tourismus sich anders ausrichtet.
Was heisst das für Olten?
Solothurn Tourismus wird für dieses Jahr als Übergangslösung bei Aargau Tourismus Mitglied sein, wie wir dies von Region Olten Tourismus schon seit vier Jahren sind. 2021 wird die richtige Kooperation starten. Weil sich Solothurn nun mit dem Aargau verbündet, ist die Region Olten im Mittelpunkt. Das wird den Standort stärken und positive Auswirkungen für uns haben.
Das bedeutet, touristisch wird die Region Olten aufgewertet?
Ja, besonders ab dem nächsten Jahr, wenn die Tourismuskooperation zwischen dem Aargau und Solothurn lanciert wird. Die Synergien, die sich daraus ergeben, laufen in die gleiche Partnerschaft hinein und die Kräfte werden gebündelt. Für das laufende Jahr, eigentlich eine Übergangslösung, dürfte es so weiterlaufen wie bisher. Region Olten Tourismus arbeitet mit Aargau Tourismus zusammen und zusätzlich kommt Solothurn Tourismus dazu.
Gibt’s konkrete Ideen, die Sie nun umsetzen möchten?
Sobald die Kooperation per Anfang 2021 umgesetzt ist, soll es so richtig losgehen: So kann etwa gemeinsam der Jurahöhenweg mit all seinen Möglichkeiten vermarktet werden. Auch das Thema Schlösser und Burgen, bei dem der Aargau unheimlich stark ist, kann zusammen ausgespielt werden. Aargau Tourismus ist da bei der Vermarktung schon viel weiter als wir. Davon profitieren wir. Mit den beiden Naturpärken – jenem im Thal und dem Jurapark Aargau – sind wir besser aufgestellt. Und künftig werden alle Städte des Kantons bei Kanton Solothurn Tourismus im Vorstand vertreten sein. Da gibt es im Bereich mit den historischen Altstädten oder der Kultur Produkte, die wir dann gemeinsam mit den Aargauer Kollegen vermarkten können. Zudem werden wir diese Themen auch bei Schweiz Tourismus, wo der Aargau ja eine eigene Region ist, ausspielen können. Bisher hatten wir dort von Region Olten Tourismus einzelne Gefässe, die wir benutzen konnten. Oder wir kauften uns bei Kampagnen wie Swiss Cities ein. Aber das sind teure Sachen, die kosten schnell einmal mehrere zehntausend Franken.
Das heisst, der Kanton Solothurn taucht mit der neuen Kooperation auch auf der Schweiz- Tourismus-Landkarte auf.
Mit der Zusammenarbeit zwischen Aargau und Solothurn ab nächstem Jahr haben wir auch ein Mitsprache- und Mitbestimmungsrecht bei Schweiz Tourismus und bei der Regionalen Direktorenkonferenz, wo die verschiedenen Tourismusregionen einen Sitz haben. Das ist bisher bei Aargau Tourismus mit ihrer Direktorin Andrea Portmann der Fall. Und das ist natürlich entscheidend und hatte der Kanton Solothurn bisher nicht. Solothurn ist weder auf der touristischen Landkarte bei Schweiz Tourismus präsent, noch gibt’s ein Mitspracherecht. Das benachteiligt uns ganz klar. Aus diesem Grund hört man auch immer wieder den Vorwurf, dass Gäste gar nicht wissen, was der Kanton zu bieten hat. Solothurn Tourismus und Region Olten Tourismus sind zwar präsent, aber die kantonale Organisation Kanton Solothurn Tourismus ist schwach aufgestellt und auf dem Markt gar nicht sichtbar (Anm. der Redaktion: Stefan Ulrich ist Vorstandsmitglied der kantonalen Organisation). Das wird sich aber ab Anfang nächstem Jahr ändern: Die kantonale Tourismusorganisation wird neu aufgestellt, um dann die gemeinsame Tourismusregion lancieren zu können.
Welche finanziellen Folgen hat das Zusammengehen mit Aargau Tourismus?
Mit der Kooperation können die jährlichen Kosten von 200000 Franken für die Präsenz bei Schweiz Tourismus geteilt werden, sodass jeder Kanton noch je die Hälfte zahlt. Auch für den Aargau, der seit 2015 eine eigene Tourismusregion bei Schweiz Tourismus innehat, war das kein Pappenstiel. Mittlerweile ist die Organisation als Aktiengesellschaft aufgestellt, damit weitere Geldquellen erschlossen werden können. Im Kanton Solothurn wollen wir mit dem Kanton eine neue Leistungsvereinbarung aushandeln, weil wir wegen des Zusammenschlusses mit Aargau Tourismus mehr Geld benötigen – bisher gibts 200000 Franken pro Jahr. Aber es wird wohl weiterhin so sein, dass der Aargau mehr Geld vom Staat erhält als wir. Das hat alleine schon wegen der geografischen Grösse seine Richtigkeit. Aber das Verhältnis muss stimmen, damit wir Solothurner den Aargauern auf Augenhöhe begegnen können.
Auf der Tour of Aargau wird Olten wie selbstverständlich im Aargau eingezeichnet und auch bei den Touristen schon mal so wahrgenommen. Besteht dieselbe Gefahr, dass Solothurn nur als Anhängsel des viel grösseren Aargau wahrgenommen wird?
Betrachten wir nur das Produkt Tour of Aargau, zeigt dies, dass es funktioniert. Olten ist eines der 15 Highlights – egal, ob wir jetzt im Kanton Aargau oder Solothurn sind. Eigentlich interessiert das auch den Grossteil der Gäste nicht. Den Umstand, dass Olten in den Aargau verlegt wird, gab es übrigens schon vor der Zusammenarbeit mit Aargau Tourismus. Analog sehe ich es auch auf kantonaler Ebene: Heimische Burgen und Schlösser – darunter das Schloss Wartenfels in Lostorf oder die Bechburg in Oensingen – werden zusammen mit dem Schloss Wildegg oder Hallwyl vermarktet: Bei dieser Produktelinie sind wir kein Anhängsel, sondern es ist für uns ein Riesengewinn, weil damit eine Präsenz bei etablierten Marken geschaffen wird.
Region Olten Tourismus arbeitet seit vier Jahren mit Aargau Tourismus zusammen. Wie sind die Erfahrungen aus Ihrer Sicht?
Ich finde hier nur gute und lobende Worte für die Zusammenarbeit. Die Aargauer haben finanzielle und personelle Ressourcen, um die Vermarktung ihrer Region schweizweit und im benachbarten süddeutschen Raum voranzubringen. Mit einem bescheidenen Mitgliederbeitrag von 4000 Franken pro Jahr dürfen wir die Gefässe von Aargau Tourismus nutzen und sind so präsenter. Es ist ganz selten ein zusätzlicher Beitrag nötig, den wir für ein Produkt bezahlen müssen. Und nur ausnahmsweise ist die Kantonsgrenze bei einem Projekt bedeutsam.
Wie wirkt sich die Zusammenarbeit mit Aargau Tourismus aus?
Die Messbarkeit ist schwierig nachzuweisen. Sagen können wir zumindest, dass die Frequenzen in unserem Tourist Center in den vergangenen Jahren stetig gestiegen sind. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Festgestellt haben wir aber bei der Lancierung der bereits vorhin erwähnten Tour of Aargau, dass sehr viele Leute uns deswegen besucht haben. Allgemein festzuhalten ist, dass unsere Reichweite und Präsenz gestiegen sind und deswegen ein Teil der höheren Frequenzen im Tourist Center sicher auf die Zusammenarbeit mit Aargau Tourismus zurückzuführen ist. Aber wie viel dies im Einzelfall ausmacht, können wir nicht nachweisen.