20 Jahre als Gemeindepräsident: «Ich bin persönlich weitergekommen»

Kantonsrat, Meisterlandwirt, OK-Präsident

Thomas Grüter wurde im Jahre 2000 in den Gemeinderat von Pfaffnau gewählt – und vier Jahre später sogar zum Präsidenten. Seit 2015 sitzt er für die CVP im Kantonsrat. Grüter ist Meisterlandwirt und führt mit seiner Familie einen Bauernbetrieb in St. Urban. Er ist mit Brigitte Kugler verheiratet und hat vier Söhne. Der 54-Jährige ist zudem OK-Präsident des Oberaargauischen Schwingfests 2021 in St. Urban. (rzu)

Vor wenigen Monaten gaben Sie bekannt, dass Sie sich für eine weitere Legislatur nicht mehr zur Wiederwahl stellen. War das von langer Hand geplant?

Thomas Grüter: Dieser Entscheid reifte im letzten halben Jahr. Ich bin seit knapp 20 Jahren in diesem Gremium – eine lange Zeit. Die Gemeinde ist in einem guten Zustand und es stehen keine neuen grösseren Projekte an – die Planung für das neue Pflegeheim und die Dorfkerngestaltung sind aufgegleist. Das war für mich ein optimaler Zeitpunkt für die Demission. Und ich möchte unter Umständen noch weitere Herausforderungen annehmen.

Haben Sie bereits Pläne?

Ja. Ich bin letzte Woche zu einem Assessment für ein Präsidium eingeladen worden, auf das ich mich beworben habe. Mehr kann ich dazu aber noch nicht sagen. Zudem führe ich mit meiner Familie und Mitarbeitenden, die mich all die Jahre stark unterstützt haben, nach wie vor den Sonnhaldenhof in St. Urban.

Fällt Ihnen der Abgang schwer?

Eigentlich nicht. Wie gesagt, den Entscheid habe ich mir reiflich überlegt. Aber klar, ich habe mich stark mit der Aufgabe und der Gemeinde identifiziert. Ich habe die Menschen auf der Verwaltung lieb gewonnen und schätze die Arbeit im Gremium. Wenn es zur Schlüsselabgabe kommt, werde ich dann vielleicht schon ein wenig wehmütig.

Es gibt Indizien dafür, dass die Belastung in kommunalen Exekutivämtern in den letzten 20 Jahren grösser geworden ist. Sehen Sie das auch so?

Die Geschäfte, die wir im Gemeinderat beraten, sind komplexer geworden, das stimmt. Aber ich bin ein klarer Befürworter davon, dass Gemeinderäte in erster Linie strategisch arbeiten sollen. In Pfaffnau haben wir vor rund 15 Jahren ein System der Zeit- und Leistungserfassung eingeführt. Das Ziel war, festzustellen, wer welche Arbeit macht. Daran kranken noch zu viele Gemeinden. Es kann nicht sein, dass ein Gemeinderat Briefe verfasst, das kann er der Verwaltung delegieren. Ich musste auch zuerst lernen, dass ich nicht überall dabei sein muss.

Das ist ein guter Rat an künftige Gemeinderatsmitglieder. Kommunale Exekutivämter sind ja nicht wahnsinnig attraktiv.

Ich habe eher das Gefühl, man traut sich nicht mehr zu, sich zu exponieren. Aber ja, ich finde es ehrlich und fair, wenn man klar kommuniziert: Das ist das Amt, das sind die Aufgaben und das dein Pensum – natürlich mit entsprechender Einarbeitung. Es ist überdies ein schönes Amt.

Was nehmen Sie mit?

Die vielen Tätigkeiten und Geschäfte haben mich persönlich weitergebracht und mein Wissen gestärkt. Ich musste aber auch lernen, dass ich es nicht allen recht machen kann. Zu Beginn erschrak ich, wenn jemand mit uns vor Gericht gehen wollte, wenn wir zum Beispiel etwas nicht bewilligen durften. Ich musste dann einsehen, dass es völlig legitim ist, wenn jemand Rechtsmittel ergreift.

Was motivierte Sie vor 20 Jahren für das Amt?

Ich wurde angefragt. Und es reizte mich, mich persönlich weiterzubringen. Zugegeben, ich war auch erblich vorbelastet – mein Vater und Grossvater waren bereits in der Politik engagiert.

Wird einer Ihrer Söhne auch mal Gemeinderat ?

Das weiss ich nicht. Sie sind sicherlich mit Politik aufgewachsen und wir diskutieren auch viel. Ich kann mir vorstellen, dass es sie reizen könnte. Sie haben jedenfalls noch nie zu mir gesagt, was ich mache, sei sinnlos. Sie sehen, dass es weitergehen muss. Sie sind die Zukunft, das sage ich ihnen auch.

Das Gremium in Pfaffnau ist in den letzten Jahren ziemlich verjüngt worden. Haben Sie das gespürt?

Es ist schön, dass neue Ideen und Sichtweisen in den Gemeinderat hineingekommen sind. Die Jungen sind viel direkter. Aber sie müssen auch lernen, dass die politische Komponente dazukommt – dass es viele Dinge gleichzeitig zu beachten gibt.

Gibt es schon eine Kandidatin oder einen Kandidaten, der oder die Sie beerbt?

Darüber diskutieren zurzeit die Parteien.

Sind Sie eigentlich zufrieden mit Ihrer Arbeit?

Die Ausgangslage der Gemeinde war 2004 sicherlich nicht so gut, wie sie es heute ist. Wir hatten damals weniger Einwohner und viel mehr Schulden. Aber das ist nicht einzig mein Verdienst. Was ich hingegen bedauere, ist, dass wir 2007 mit Roggliswil, Altbüron und Grossdietwil die Chance nicht genutzt haben, den Zusammenschluss zu prüfen.