
Stimmungsvolle Wege in pastoralen Klangwelten mit dem Orchester Zofingen
In der Barockmusik bedeutet «pastoral» eine typisch instrumentale Weihnachtsmusik. Solche vermittelte das Orchester Zofingen an seinem Konzert. Offensichtlich bestand ein Bedürfnis nach Besinnung in der hektischen Vorweihnachtszeit, denn die Stadtkirche war bis in die hintersten Ränge besetzt. Das Publikum wurde eines Programms teilhaftig, das die gewohnten Pfade verliess und wenig bekannte Kompositionen vorstellte. Das begann mit dem «Concerto grosso f-Moll op. 1 Nr. 8» von Pietro Locatelli (1695–1764). Es wird als «Weihnachtskonzert» betitelt. Die sieben Sätze pendeln zwischen Largo, Grave, Andante und Vivace, von denen jeder sein eigenes Gesicht erhält; gemeinsam war ihnen die darin enthaltene Andacht. Besonders ergreifend war das «Largo» zu Beginn. Dirigent Markus J. Frey legte es in «piano» und «pianissimo» aus, die heikelste Herausforderung für jedes Orchester, hier wurde sie überzeugend und berührend bestanden. Das nachfolgende «Concerto grosso g-Moll op. 5 Nr. 6» von Giuseppe Sammartini (1695–1750) stellte Glanz und Gloria der Barockmusik in den Vordergrund, deutlich ausgelegt im strahlenden «Spirituoso» zu Beginn. Das ausgedehnte «Rondo» erhielt einen eher heiteren und freudigen Charakter, im Wechsel verteilt auf alle Register des Orchesters. Das abschliessende «Pastorale» kam in einem mässigen bis ruhigen Tempo einher mit einem betont wiegenden und besinnlichen Rhythmus. Wiederum überzeugte das Orchester mit der Einheit und Geschlossenheit im Klangbild aller Register.
Klangmuster grosser Meister
Früh übt sich, wer ein grosser Meister werden will. Das gilt auch für Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847). Zwischen 1821 und 1823, also im Alter von 12 bis 14 Jahren, komponierte er zwölf Sinfonien für Streichorchester. Die letzte in g-Moll stand im Programm des Weihnachtkonzertes. Der erste Satz lässt vorerst deutlich erhabene barocke Stilelemente erkennen, verwandelt sich danach aber sofort in dissonante Unruhe, die sich sodann in einer Fuge mit chromatischem Thema auflöst. Das epische «Andante» im zweiten Satz bildete mit seinen fliessenden Kantilenen dazu einen wohltuenden Kontrast. Das abschliessende «Allegro molto» liess dann wieder Spannung aufkommen, vom Orchester hochdotiert ausgedrückt. Zum Glanzstück des Konzertes entfaltete sich das «Concerto für zwei Violinen a-Moll opus 3 Nr. 8» von Antonio Vivaldi (1678–1741). Als Violinvirtuose kannte er die Möglichkeiten dieses Instrumentes und brachte sie im Zyklus von zwölf Violinkonzerten mit dem Titel «L’Estro Armonico (Die harmonische Eingebung) ein. Von dieser Eingebung müssen auch Matthias Sager und Ilse-Maria Sigg ergriffen gewesen sein. Zusammen, einzeln und wieder gemeinsam entfachten sie ein musikalisches Feuerwerk, eng korrespondierend unter sich und mit dem Orchester. Diese Interpretation setzte ein glanzvolles Lichtsignal in das Weihnachtskonzert des inspirierten Orchesters Zofingen.