
Eine Botschaft an Trolle und Hater
Diese Woche wurde ich an eine Mail erinnert, die mich schon vor einiger Zeit erreichte. Von «rotem Gesocks» war darin die Rede, von «linken Weibern», «Pack» und «Schmarotzern». Zum «Gesocks», so hielt der Verfasser eindeutig fest, zählte dieser auch mich. Wie hätten Sie reagiert? Antworten? Ignorieren? Löschen? Der Grund der Reminiszenz war diese Woche das Erscheinen eines Leitfadens für exponierte SP-Leute. Titel: «Umgang mit Hass, Beleidigungen und Drohungen». Verglichen mit dem, was manche im Rampenlicht stehende Frauen und Männer erleben, ist das «Gesocks»-Mail harmlos. Und es ist bemerkenswert, dass im Zuge der ersten Session des neuen Parlaments ein Ratgeber erscheint, der beispielsweise dazu rät, Droh- und Hassbriefe in Archivschachteln zu sammeln, «sie jedoch aus Gründen der Psychohygiene wenn möglich im Keller oder auf dem Estrich zu lagern.» Sind viele, die in der Öffentlichkeit stehen, einfach nur dünnhäutig geworden? Vielleicht trifft das zu einem gewissen Grad zu. Aber Fakt ist auch, dass die Grenzen der Meinungsfreiheit immer neu ausgelotet werden müssen. Das Internet und die sozialen Medien haben ein Terrain eröffnet, auf dem viel Unsicherheit herrschte – und immer noch herrscht. Möglich ist in diesem Raum beides: Ihn für die freie Meinung so offen wie möglich zu halten – und gleichzeitig Trolle und Hater konsequent anzuzeigen. Ich hoffe, in der neuen Legislatur gehen nicht nur die Parlamentarierinnen und Parlamentarier der SP diesen Weg.