
Pensenerhöhung bei der Schulsozialarbeit wurde heiss diskutiert
Fulminat war der Auftakt zur Gemeindeversammlung in Rothrist. Der Tambourenverein überzeugte mit schmissigen Rhythmen. An Spannung fehlte es auch danach nicht. Der Sanierungskredit von 10 Millionen Franken für das Bezirksschulhaus wurde ohne Diskussionen angenommen (siehe gestrige Ausgabe). Dagegen gab es einen Antrag auf Ablehnung zur Pensenerhöhung von 290 auf 340 Prozent im Fachbereich Schulsozialarbeit, Jugend und Familie. Konkret sind die Pensen schon seit dem 1. August aufgestockt, jedoch befristet bis 31. Dezember. Der Gemeinderat hatte unter Vorbehalt des Gmeind-Entscheids zugestimmt.
«Der Bedarf kann nicht nachgewiesen werden und wie es in der Vorlage steht, ist es Präventionsarbeit», sagte FDP-Präsident Marcel Rüegger, der im Namen seiner Partei auf Ablehnung plädierte. Er betonte, dass die Gemeinde «hier echt Geld einsparen» könne. Sollte tatsächlich der Bedarf da sein, könne an der nächsten Budgetgmeind über die Erhöhung befunden werden. Gemeinderat Philipp Steffen konterte mit Zahlen: «Im Jahr 2012 waren 170 Fälle und im letzten Jahr 244 Fälle.» Die Schulsozialarbeit habe von Mobbing über Magersucht bis zu Drohungen, Gewalt und Misshandlungen viel zu bewältigen. «Vier Mal pro Monat muss die Regionalpolizei wegen häuslicher Gewalt in Rothrist ausrücken», sagte Steffen und unterstrich: «Es läuft also viel unter dem Deckel und vielfach sind Kinder in solchen Situationen betroffen.» Er zeigte auf, dass die Schülerzahlen von 969 im Jahr 2010 auf aktuell 1258 angestiegen sind. Er beruhigte, dass die Gemeinden Murgenthal und Vordemwald sich prozentual an der Stellenerhöhung beteiligen. «Von Präventionsarbeit ist nicht die Rede, in erster Linie sind es viele Notfälle und es gibt viele schwierige Fälle», sagte Steffen und fuhr fort: «Lehrpersonen und Eltern sind froh, dass die Schulsozialarbeit bei den Gesprächen dabei ist.»
Klar für die Erhöhung sprach sich Alexander Barth aus. Er bemerkte, dass Investitionen in die Jugend lohnenswert seien. «Wir haben für anderes Geld ausgegeben, das deutlicher weniger bringt.» Beat Rüegger, seit 40 Jahren Oberstufenlehrer, zeigte die Wichtigkeit der Schulsozialarbeit auf. «Es geht nicht nur um die schwierigen Schüler, sondern auch um diejenigen, denen es nicht gut geht.» Der Unterricht gestalte sich immer schwieriger. «Wenn wir zehn Schüler fremdplatzieren müssen, dann kostet dies ein X-faches mehr als die Stellenerhöhung.»
Der Ablehnungsantrag der FDP scheiterte klar. Die 146 der 5674 Stimmberechtigten sprachen sich mit grossem Mehr für die Erhöhung aus.
«Der Gemeinderat ist mit dem Budget 2020 gar nicht glücklich», gestand Ammann Ralph Ehrismann ein. Er gab einen Überblick und erklärte, dass die Ausgaben im Bereich «Kultur, Sport und Freizeit» um 200 000 Franken steigen. Nach dem Neubau ist das Frei- und Hallenbad ganzjährig geöffnet. «Wie wir gesagt haben, kostet die Badi eine Million jährlich.»
Kosten der regionalisierten Spitex im Auge behalten
Die Mehrkosten von 400 000 Franken im Bereich «Gesundheit und Soziales» haben gemäss Ehrismann unter anderem mit der Kostenabwälzung des Kantons zu tun. Zur regionalisierten Spitex Region Zofingen AG gestand er ein, dass der Rat über die Abrechnung nicht glücklich war. Die Kosten von 620 000 Franken seien dank einer nachgereichten Abrechnung plausibel.
Urs Zemp von der EVP bat, die Kosten im Auge zu behalten, denn mit einem Kostenanstieg von 85 Prozent habe niemand gerechnet. Die Kosten seien pro Bewohner von 44 Franken auf Franken 81.50 angestiegen. «Es kann nicht sein, dass die Steuerzahler eine Luxuslösung zahlen müssen». Nach heutigem Stand sollten die Kosten 200 000 Franken günstiger ausfallen.
Ammann Ralph Ehrismann bat um Geduld: «Nach einem halben Jahr können die Kosten noch nicht optimiert sein, wir müssen dem Betrieb ein bis zwei Jahr geben.» Leistungen zu vernünftigen Preisen seien klar das Ziel der angeschlossenen Gemeinden. «Wir sind Aktionäre dieser Organisation und haben ein Mitspracherecht.»