
«Lyrik und Panik».: Kreative Wortspiele bis zum Ausflippen
Remo Zumstein (31), Poetry-Slam-Schweizermeister 2016 und als Überflieger der Schweizer Spoken-Word-Zunft angekündigt, stellte gleich zu Beginn die Schlüsselfrage «Wie überlebt man als Poet?». Keine Panik ohne Lyrik, die Frage wiederholte er des Öfteren, sie prägte sich ins Gehirn der Besucher ein. Nie würde man sich diese Frage stellen, wenn man nicht die Antwort parat hätte: «Künstler sind wie geizige Kinder, sie geben nicht viel her.» Auch heiratstechnisch sei Künstler kein interessanter Beruf, sie sagen immer «Pause».
Publikum miteinbeziehen beherrscht er aus dem Effeff
Dazwischen ergänzt er seine Frage: «Wie überlebt man als Poet im Zeitalter der Gratiszeitungen?». Aus der Tasche kramt er ein Exemplar des wohl bekanntesten und in der Schweiz vor allem in Schienenfahrzeugen weitest verbreiteten Druckmediums. Die Headlines geben eben immer was her.
Künstler hätten es nicht leicht: «Ideen ausbrüten, heisst Haare raufen» – aber auch spontan reagieren und das Publikum einbeziehen. Das beherrscht Remo Zumstein aus dem FF. Wortspiele werden mit Gesten untermauert. Dem Wasserglas auf dem Beistelltisch kam er zu nahe, es fiel und zerbrach. Natürlich gehört das zum Programm, was sonst. Philosophisch wurde es mit «Poet sein, ist wie verliebt zu sein, man kann Ja sagen, aber man kann es nicht erzwingen». Auch Städte- und Gemeindenamen haben schon viele Wort-Künstler angeregt, die Exkursion durch die Schweiz und angrenzende Länder brachte nachdenkliche Pointen zu Tage, alles «Lyrik und Panik». Die Wortspiele in Mundart faszinierten und verwirrten zugleich, zumindest das Publikum in der Kleinen Bühne Zofingen. Die berechtigte Frage «kann der das zwei Stunden lang durchhalten», stellte sich ein im Kellertheater der Primarschule oft anzutreffender Besucher in der Pause. Der Spoken-Word-Künstler konnte – sogar mit Zugabe. Die Gitarreneinsätze Michael Kusters (27) kamen exakt und pointiert, um das Gesagte musikalisch zu verstärken. Seit sechs Jahren treffen sie sich auf den Bühnen der Theaterwelt, seit sechs Jahren überlässt der eine dem anderen das gesprochene Wort und jener seinem Partner die musikalische Begleitung – mit einer Ausnahme. Als Michael Kuster zum Mikro greift, zupft Remo Zumstein auf den Gitarrensaiten. Die Einsätze des Gitarristen beschränkten sich nicht nur auf jene mit dem Saiteninstrument – mit Mimik, Nicken und Kopfschütteln kommentiert er die Slam-Poetry-Ergüsse.