Flugzeugabsturz in der Vorbereitungsphase – drei Medaillen im Wettkampf

Mit dem selbst gebauten Modell einer De Havilland DH-115 «Vampire» nahm der Brittnauer Andreas Schär (l.) an den Jet World Masters in Rongcheng, China, teil.  (Bild: zVg)
Mit dem selbst gebauten Modell einer De Havilland DH-115 «Vampire» nahm der Brittnauer Andreas Schär (l.) an den Jet World Masters in Rongcheng, China, teil. (Bild: zVg)
Der Originalflieger steht in Sion. Schär reiste mehrmals hin, um seinen Modellflieger so genau wie möglich nachbauen zu können. Bild: zvg
Der Originalflieger steht in Sion. Schär reiste mehrmals hin, um seinen Modellflieger so genau wie möglich nachbauen zu können. Bild: zvg
Drei Medaillen erhielt Schär an der WM in China. Bild: Remo Wyss
Drei Medaillen erhielt Schär an der WM in China. Bild: Remo Wyss

Vorsichtig dreht Andreas Schär die kleine Schlitzschraube noch ein Stück weiter. Er schaut auf ein Foto und vergleicht die Stellung der Schraube auf dem Foto mit derjenigen seines Modells. Scheint zu stimmen. Muss es auch, denn schliesslich ist der Bau eine der Bewertungskriterien an den Jet World Masters, die Mitte Oktober in China stattfanden. Schär war da einer von sechs Schweizer Piloten.

Rund 900 Stunden Bauzeit für einen Flieger

Um seinen Flieger, eine de Havilland DH-115 «Vampire» – ein ehemaliges Flugzeug der Schweizer Luftwaffe der 50er und 60er Jahre – so genau wie möglich nachzubauen, reiste der 26-Jährige einige Male nach Sion. Dort steht nämlich der echte Flieger, das Vorbild sozusagen. «Der Flieger befindet sich in Privatbesitz und der Besitzer war sehr erfreut, dass wir seinen nachbauen», so Andreas Schär. «Wir» sind in diesem Fall Adrian Senn, Reto Senn und eben Andreas Schär, alles Mitglieder der Modellfluggruppe Rothrist. Zu dritt bauten sie ursprünglich drei Flieger desselben Typs – einen für jeden. An die WM schafften es allerdings nur zwei. «Mein Jet stürzte beim Jungfernflug aufgrund eines technischen Problems ab», erklärt der Brittnauer. Um einen neuen Flieger zu bauen reichte die Zeit nicht. Denn pro Flugzeug dieser Grössenordnung – das Modell ist im Massstab 1:4, hat eine Spannweite von 2,89 Metern und wiegt 16,5 Kilo – ist mit einer reinen Bauzeit von rund 900 Stunden zu rechnen. Deshalb nahm er mit dem als Trainingsflieger gedachten Modell am Wettkampf teil.

Nebst der Baubewertung, in der penibel geschaut wird, wie originalgetreu die Modelle den Vorbildern nachempfunden sind, zählen natürlich auch die Flüge zu der Wertung hinzu. Nebst dem Start und der Landung vollzieht der Pilot sieben Manöver in der Luft. Sein Helfer sagt diese jeweils für die Jury an. «Bei den Figuren ist die Symmetrie sehr wichtig. Ein Looping etwa soll kreisrund sein», erklärt Schär. Der Helfer unterstützt den Piloten dabei. Besonders wichtig: Die Figuren müssen so geflogen werden, wie es das Original auch könnte. Für den Vampire heisst dass etwa, dass er bei einem Looping gegen oben langsamer wird und auf dem Weg nach unten wieder schneller. «Der ‹Vampi› ist ein altes Flugzeug und hat entsprechend weniger Kraft. Deshalb können auch nicht alle Figuren geflogen werden – obwohl es das übermotorisierte Modell problemlos könnte» so Andreas Schär. Ein FA-18-Modell etwa müsste den Looping mit konstanter Geschwindigkeit fliegen, da das richtige Flugzeug das auch könnte.

Nach den drei Wertungsflügen, von denen der schlechteste gestrichen wurde, schaffte es Andreas Schär auf den vierten Platz, direkt hinter seinen Kollegen Adrian Senn. Da er Senns Helfer war, erhielt auch Schär eine Bronzemedaille. Zusammen mit den anderen vier Piloten der Schweizer Nationalmannschaft reichte es für den zweiten Platz. Auch in einem Spezialwettbewerb, für alle Flieger, deren Haupterbauer nicht der Pilot ist, belegte er den zweiten Rang zusammen mit Reto Senn.

«Nach der WM bin ich nun wieder auf Feld 1 angekommen, da ich mir wieder einen Flieger bauen muss», so Schär. Da sich der Vampire an der vergangenen Schweizer Meisterschaft und nun an der Weltmeisterschaft bestätigt hat, ist für Andreas Schär klar, dass er wieder einen «Vampi» bauen wird. 2021 will er dann mit seinem Flieger an der nächsten WM in Österreich starten.