
Ein Streifzug durch das abwechslungsreiche Schweizer Liedergut
Die vielen Passagiere auf dieser musikalischen Reise fanden kaum Platz in der Kirche Strengelbach. «Querbeet Schwiizerlieder» lautete das Motto des Programms. Das ist aussichtsreich und bietet viele Möglichkeiten. Davon wurde denn auch mit witzigen Einfällen fantasievoll Gebrauch gemacht. Zum Beispiel als in Hazy Osterwalds «Kriminaltango» die Chormitglieder dunkle Brillen trugen und an der passenden Stelle ein Schuss krachte. Das wurde dann am Schluss wieder ausgeglichen, als im Lied «Hippigschpängschtli» ein «chliises Gschöpfli imne wisse Umhang» erschien.
Einblick in viele Gefühlswelten
Zum Beginn schlugen beide Chöre zusammen in «La fanfare du printemps» (Joseph Bovet) einen freudigen Takt an. Angekündigt von Julia Portner und Peter Käser folgte sodann ein Liederblock des Männerchors unter der Leitung von Regula Zimmerli. Vorab der gehaltvolle «Sommerabend» (André Jacot), gefolgt vom melodiösen Hirtenlied «Le ranz des vaches» (Joseph Bovet). Die einfachen Tonfolgen in «Lioba, lio-o-ba» weckten unwillkürlich Heimatgefühle. Das Guggisberglied wiederum beklagte eine verlorene Liebe. Dies geschah in der Ausgestaltung der Stimmführung so einfühlend, dass die darin enthaltenen Gefühlsbewegungen spürbar Substanz erhielten. Das Gegenstück dazu war «Kiosk», wo Polo Hofer gopfriedstutz seine Wut laufen lässt, markant unterstützt von Hansjörg Ammann auf dem Klavier.
Nun bewegte sich von der Seite her der Frauenchor auf den bereits singenden Männerchor zu, flocht sich in den Kanon «Il Temp» ein und huldigte damit dem einzigartigen Engadin. Der Liederkranz des Frauenchores unter der Leitung von Ulrika Mészáros begann mit dem Volkslied «Es het es Schneeli gschniiet». Anders als erwartet ist es kein Winter-, sondern ein Liebeslied, das die unerfüllte Liebe eines Mädchens zu seinem Schatz erzählt. Ebenso einfühlend formuliert und harmonisch aufeinander abgestimmt erklang «Ha mi i di verliebt» (Susanne Würmli-Kollhopp). Vom nachfolgenden «Stets i Truure mues i läbe» gibt es verschiedene Varianten. Der Frauenchor wählte die ursprüngliche, sehr anspruchsvolle Fassung des Volksliedes aus dem Kanton Glarus. Eingeleitet von den Sopranstimmen fügten sich dann auch die anderen Register hinzu und bildeten ein homogenes Ganzes.
Nun kam es zur Trendwende im «Querbeet», und zwar mit «Ne partez pas sans moi». Mit diesem Titel gewann Céline Dion für die Schweiz den Eurovision Song Contest 1988 und der Frauenchor die Gunst des Publikums. Mit «Teresina bella» landete der Streifzug durch die Schweizer Liederlandschaft nun auch im lebensfreudigen Tessin. Mit Körben versehen, priesen einige Frauen umherwandernd die Köstlichkeiten der Südschweiz an, ermuntert von antreibender Klavierbegleitung. Nun wurde auch der Männerchor vom Tessin inspiriert. Er schloss sich für die letzten drei Lieder wieder mit dem Frauenchor zusammen. Vorerst besuchte man gemeinsam das unbeschwert heitere «Bella Bleniesina» (Bleniotal). Aber auch die Deutschschweiz kann fröhlich und originell sein. Das bewies der übermütige Kanon «Wenn eine tannigi Hose het und hagebuechigi Strümpf, so cha-ner tanze wie-ner will, es git em keini rira, rira, ridiridi ridiridi ridiridi Rümpf». Diese Aussage griff rasch auf das Publikum über, das sich bei der Wiederholung begeistert einschaltete.
Die Rede von dunklen Gestalten und rotem Licht im Kriminaltango machte danach keinen Sorgen mehr, im Gegenteil, man wollte es nochmals hören, «Querbeet» hatte sich endgültig durchgesetzt. Die beiden Chöre haben bewiesen, dass es Ideen gewürzt mit qualifiziertem Chorgesang braucht, um spontan Anerkennung und Dank des Publikums zu erhalten.