
Mehr Mut zum Ausprobieren!
Bei der Vorbereitung auf den Talk sind mir diese Woche einige eindrückliche Zahlen begegnet. Nur ein Beispiel: In 25 Jahren wird ein Zehntel der Schweizer Bevölkerung über 80 Jahre alt sein– ein Anteil, der über den Daumen gepeilt doppelt so hoch ist wie heute. Ich ertappte mich dabei, wie die Gedanken abschweiften: Was mache ich dann? Noch immer regelmässig Gewichte stemmen? Oder ist das ein Wunschtraum? Auf welche Hilfe bin dereinst angewiesen? Fakt ist: Die Babyboomer werden die Altersvorsorge in einem Ausmass verändern, wie wir es und heute noch kaum vorstellen können. Viele von ihnen werden alles daransetzen, im Alter so lange in den eigenen vier Wänden zu bleiben wie nur möglich. Andererseits wird die Telemedizin dank der Digitalisierung noch gewaltige Fortschritte erzielen – tragbare Minigerät werden unsere Vitalwerte dauernd überwachen und Alarm schlagen können, wenn etwas nicht stimmt. Wie bezahlen wir das alles? Wer setzt es um? Welche Rolle spielen öffentliche, welche private Anbieter?
Neue Konzepte, neue Ideen sind gefragt. Ralph Bürge, der Geschäftsführer des Zentrums Lindenhof hat wohl recht, wenn er sagt: «Jeder will Veränderungen, aber verändert werden will er nicht.» So war die Skepsis der Spitex-Kundinnen und -Kunden aus Aarburg gross, als der Entscheid bekannt wurde, dass künftig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Lindenhof sie betreuen werden. Auslöser war – so weit verständlich – die schiere Angst vor Veränderung. Inzwischen ist diese gänzlich verflogen.
Solche Hürden wird es noch viele zu nehmen geben. Ein weiterer Vorschlag aus dem Lindenhof sind flexible Pflegebetten: Sie kämen bei Patienten, die für eine bestimmte Zeit intensive Pflege brauchen, in deren eigenen vier Wänden zum Einsatz. Kann das funktionieren? Spart es Kosten? Das lässt sich abschliessend erst beantworten, wenn man es richtig ausprobiert hat. Auf jeden Fall sollte der Mut zum Ausprobieren grösser sein als die schiere Angst vor Veränderung – ganz besonders im Gesundheitsbereich.