Generationenübergreifende Nachbarschaftshilfe KISS: Zeit geben und Zeit nehmen

KISS Wiggertal (Aargau)

Gleichzeitig zu KISS Region Zofingen wird auch in Oftringen eine KISS-Organisation aufgebaut, die sich in Richtung

Rothrist-Aarburg orientiert. Anfang 2020 soll die Genossenschaft gegründet und mit den Tandems gestartet werden. Bis jetzt haben vier KISS-Kafis als Infoanlässe stattgefunden. In Oftringen haben 50 Personen ihr Interesse an der Zeitbörse signalisiert.

Wer sich sozial engagiert, kann sich ab nächstem Jahr die geleistete Zeit auf einem Konto gutschreiben lassen und später selber während dieser angesammelten Zeit Hilfeleistungen beziehen. Voraussetzung ist die Mitgliedschaft bei KISS Region Zofingen. Eine Veranstaltung informierte am Mittwochabend über diese generationenübergreifende Nachbarschaftshilfe. «KISS steht nicht etwa fürs englische Wort Kuss, sondern ist die Abkürzung für Keep it Small and Simple – halte es klein und einfach», erklärte Vereinspräsidentin Liliane Hofer. Wer eine Stunde hilft, kann eine Stunde lang Hilfe beziehen – unabhängig von der Tätigkeit. Daher einfach. Maximal 25 000 Einwohner soll das Gebiet der Nachbarschaftshilfe umfassen. Daher klein. Als Zielgebiet sind Zofingen, Strengelbach, Brittnau, Vordemwald, Uerkheim und eventuell angrenzende (Luzerner) Gemeinden vorgesehen.

Auch Jüngere können Hilfe in Anspruch nehmen

Am Infoabend anwesend war mit Armin Beck einer, der KISS-Erfahrung hat: Seit sechs Jahren gibt es KISS Obwalden, dessen Geschäftsstellenleiter er ist. «Wir haben deutlich mehr Leute, die Zeit geben möchten. Die Nehmenden sind noch in der Unterzahl», erzählte er. Wo ein Tandem zustande komme, entstünden aber meist Freundschaften fürs Leben. Am Mittwochabend sassen gut 100 Personen im Bürgersaal des Zofinger Rathauses. Noch bräuchten sie keine Hilfe im Alltag, waren die meisten überzeugt. «Typisch schweizerisch», sagten Liliane Hofer und Armin Beck. Um Hilfe zu bitten, das getraue man sich nicht, das wolle man nicht. «Dabei gibt es doch immer irgendetwas, das man nicht so gerne macht und froh um ein bisschen Hilfe wäre. Fensterputzen zum Beispiel», meinte eine Versammlungsteilnehmerin. Diese Hilfe dürften auch jüngere Menschen annehmen. Ins Angebotsportfolio von KISS gehören beispielsweise Spaziergänge, Begleitung bei Arztbesuchen, Unterstützung beim Kochen, Hilfe bei der Kinderbetreuung oder kleine Reparaturen. Nicht aber regelmässige Arbeiten wie grössere Gartenarbeiten oder Putzdienste. Koordinatorin Heidi Stalder wird bei den Gebenden und den Nehmenden zu Hause Gespräche führen und die Bedürfnisse aufnehmen und Gebende und Nehmende vermitteln. Im ersten Quartal 2020 treffen dann die ersten Tandems aufeinander.