
Keine Chemie mehr im Thutbrunnen – und das saubere Wasser soll versickern
Würde Niklaus Thut in eine andere Richtung schauen, hätte er vergangene Woche einiges zu beobachten gehabt: Arbeiter haben neben seinem Brunnen die Pflastersteine entfernt, ein Bagger ist aufgefahren und hat ein rund drei Meter tiefes Loch ausgehoben und schliesslich haben wieder andere Arbeiter einen Schacht angelegt und später das zuvor gegrabene Loch wieder zugeschüttet. Vielleicht hätte Niklaus Thut seinen Schild kurz losgelassen, den Helm zurückgeschoben, sich am Kopf gekratzt und sich gefragt, was das alles soll. Dann hätte man ihm erklären können, dass sein Brunnen Teil eines Pilotprojekts der Stadt Zofingen ist: Künftig soll das saubere Wasser der 23 Altstadtbrunnen nicht mehr in die Kanalisation und anschliessend in die Kläranlage fliessen. Stattdessen versickert dieses Wasser direkt bei den Brunnen oder fliesst via Sauberwasserleitung in ein Gewässer. Damit spart die Stadt nicht nur Geld – sie erfüllt auch gesetzliche Vorgaben.
Bauarbeiten dauern noch bis Mitte November
84 000 Franken bezahlt die Stadt Zofingen jedes Jahr für sauberes Wasser, beispielsweise aus Bächen und Brunnen, das in die Kanalisation fliesst, sich dort mit Schmutzwasser vermischt und in der Kläranlage gereinigt werden muss. Der Anteil dieses Fremdwassers lag vor 24 Jahren noch bei 52 Prozent. Dank verschiedener Massnahmen ist dieser Anteil heute auf 19 Prozent gesunken. So wurden der Steinbruchbodenbach und der Stiftswaldbach umgeleitet, damit sie nicht mehr in die Kanalisation fliessen.
Seit diesem Frühling fliesst ausserdem das Wasser der beiden Brunnen auf dem Heiternplatz in die Sauberwasserleitung, die zum Vogelbach führt. «Der Stadtrat will den Anteil an sauberem Fremdwasser in der Kanalisation weiter senken», sagt der zuständige Stadtrat Andreas Rüegger. Darum stünden nun die Brunnen in der Altstadt im Fokus. Ein beträchtlicher Teil des Zofinger Fremdwassers stammt nämlich von diesen 23 Brunnen. Weil es in der Altstadt aber keine durchgehende Sauberwasserleitung gibt, soll das Wasser direkt beim Brunnen versickern und so ins Grundwasser gelangen. «Voraussetzung ist, dass der Untergrund dafür geeignet ist. Wenn er zu stark lehmhaltig ist, wie beispielsweise auf dem Heiternplatz, funktioniert das nicht», so Rüegger.
Beim Thut-Brunnen sind die Voraussetzungen optimal, darum – und weil der Niklaus-Thut-Brunnen am meisten Wasser liefert – fungiert er als Pilotprojekt. Noch bis Mitte November werden im Rücken von Niklaus Thut die Bauarbeiten abgeschlossen. Unter anderem muss die Pflästerung wiederhergestellt werden und der Schieber eingebaut werden, dank dem bei Reinigungs- und Unterhaltsarbeiten verschmutztes Wasser in die Kanalisation geleitet werden kann. Die Gesamtkosten betragen ungefähr 25 000 Franken – der Stadtrat konnte diese im Rahmen seiner Kompetenzen und des Budgets in Auftrag geben.
Weniger Chemie im Brunnentrog
Könnte er, würde sich Niklaus Thut hoch oben auf seiner Brunnensäule vermutlich auch im nächsten Sommer das eine oder andere Mal am Kopf kratzen und sich fragen, was das soll. Wenn er nach unten in den Brunnentrog blickt, wird er dann anstelle eines hellen Trogs einen grünlich verfärbten erblicken.
Bisher wurde das Brunnenbecken nach der mechanischen Reinigung mit Chlor «geimpft», um die Entstehung von Algen zu hemmen. Weil das Brunnenwasser nach Abschluss der Bauarbeiten nicht mehr in die Kanalisation fliesst, sondern via Versickerungsschacht ins Grundwasser, darf beim Brunnenputzen kein Chlor mehr verwendet werden. «Wir müssen daher davon ausgehen, dass sich das Brunnenbecken in den Sommermonaten trotz Reinigung grünlich verfärben wird», sagt Andreas Rüegger.