
Die Hegmatte-Retter zünden den Nachbrenner
Die Hegmatte sorgt in Schöftland seit anderthalb Jahren für rote Köpfe: Jetzt gibt es eine neue Eskalationsstufe. Der Verein «Pro Landschaftschutzzone Hegmatte» fühlt sich vom Gemeinderat verschaukelt und lanciert eine Art kommunale Durchsetzungsinitiative – ein kantonsweit einzigartiger Vorgang. Weil der Gemeinderat eine vor Jahresfrist rechtsgültig zustande gekommene Initiative dem Souverän bisher nicht zur Abstimmung vorgelegt hat, gibt es ein zweites identisches Volksbegehren – einzig mit der zusätzlichen Auflage, dass bis spätestens Ende Februar 2020 eine ausserordentliche Gemeindeversammlung durchgeführt werden muss. Der Verein will die 350 notwendigen Unterschriften gemäss einer Medienmitteilung bis Anfang November gesammelt haben. Also vor den beiden heissen Montagen: Am 11. November wird eine Informationsveranstaltung zur «Zentrumsentwicklung Schöftland; neuer Depot-/Werkstattstandort Aargau Verkehr (AVA)» stattfinden. Eine Woche später, am 18. November, die ordentliche Gemeindeversammlung, an der die erste Hegmatte-Initiative nicht traktandiert ist.
Im November Start der Mitwirkungsverfahren
Verkürzt geht es darum, dass der Verein die Hegmatte als Ganzes vor der Überbauung retten will. Aargau Verkehr (AVA), Kanton Aargau und Gemeinde Schöftland treiben die Raumplanung für eine neue Bahneinstellhalle/-werkstatt auf der Wiese voran. Diese ist kombiniert mit der Zentrumsentwicklung (Mühleareal). In diesem Planungsverfahren steht als Nächstes die öffentliche Mitwirkung für die überarbeitete Richtplananpassung und die Teiländerung der kommunalen Nutzungsplanung an. Laut Gemeinderat soll diese noch im November beginnen.
Das Gesamtvorhaben ist seit der Einreichung der ersten Initiative stark überarbeitet worden, der Landverbrauch massiv gesunken. «Gemeinsames Ziel des Gemeinderats, des Kantons und der AVA ist es, mit der Verlagerung des Depots aus dem Dorfzentrum an die Suhrentalstrasse eine langfristige und nachhaltige Zentrums- und Bahnentwicklung zu ermöglichen und gleichzeitig einen grossen Teil der Hegmatte weiterhin als Landwirtschafts- und Landschaftsraum zu erhalten», schreibt der Gemeinderat in der Einladung zur Info-Veranstaltung. Deshalb solle einer späteren Gmeind beantragt werden, die Hegmatte grossflächig einer Landschaftsschutzzone zuzuordnen. Entlang der Suhre solle eine grosszügige Naturschutzzone mit Erholungsfunktion für die Bevölkerung ausgeschieden werden.
Dem Verein «Pro Landschaftschutzzone Hegmatte» ist die Teil-Überbauung bereits zu viel. Er hätte erwartet, dass der Gemeinderat seine vor Jahresfrist mit 467 gültigen Unterschriften eingereichte Initiative zeitnah einer Gmeind vorlegt. Jetzt schreibt der Verein in einer Medienmitteilung: «Der Gemeinderat lässt sich von der eingereichten Initiative nicht gross beeindrucken.» Und: «Wir wollen uns vom Gemeinderat nicht noch länger hinhalten lassen. Wir wollen abstimmen, bevor Regierungsrat und Grosser Rat entscheiden.» Denn: «Haben Regierungsrat und Grosser Rat grünes Licht für eine Bebauung der ‹Hegmatte› gegeben, wird die Schöftler Bevölkerung vor vollendete Tatsachen gestellt. Die erste Initiative würde praktisch wirkungslos.» Um dies zu verhindern, starte der Verein eine zweite Gemeindeinitiative: «Diese fordert, dass die ganze ‹Hegmatte› vollumfänglich mit einer Landschaftsschutzzone überlagert wird und als Landwirtschaftsland erhalten bleibt. Neu wird verlangt, dass die Schöftler Bevölkerung bis spätestens Ende Februar an einer ausserordentlichen Gmeind über die Zukunft der Hegmatte abstimmen kann.»