Von der Kunst des Zähneputzens im Kindergarten

Wohl noch selten hat man in der Zofinger Kleinen Bühne so viel gelacht wie in der Einmann-Show von Dominic Deville. Als Requisiten benötigte Dominic Deville nur einen mit rotem Tuch überdeckten Tisch und in der Bühnenecke einen Plattenspieler. Seine Wirkung lag in einem ununterbrochenen, rasanten Redeschwall, worin er seine Erfahrungen als Kindergartenlehrer schildert. Aufgewachsen in Luzern, wählte Deville die Ausbildung zu diesem Beruf, weil er sich mit der Kettensäge in das eigene Fleisch geschnitten hat. Von 1996 bis 2000 arbeitete er als Kindergärtner und sammelte Erfahrungen, die er in seinem Buch «Pogo im Kindergarten» reflektiert.

1988 war Deville mit der Luzerner Punkszene in Kontakt gekommen, wozu ein provozierendes Aussehen, eine rebellische Haltung und nonkonformistisches Verhalten gehören. Von 2000 bis 2003 hielt er sich in Berlin auf, wo er mit seiner Punkband von der Bühne sprang und sich das Gesicht einschlug. Im Krankenwagen auf dem Weg ins Spital musste er lachen, weil er wusste: Wenn ich das jemandem erzähle, wird das eine gute Geschichte. Alles was misslingt, wird später eine gute Geschichte, so seine Erkenntnis. Dies kam auch zur Anwendung in der Zugreise von Zürich zum Auftritt in Zofingen. Nach dem Umsteigen in Lenzburg sei der Zug wegen eines Notfalls verspätet abgefahren, die Zugtoilette habe nicht geöffnet werden können. Nun frage er sich, wen der Notfall betroffen habe, die Person in der Toilette oder die draussen Stehenden.

Lesung oder eine Verkaufsaktion?

Vehement wehrte sich Deville dagegen, dass er hier eine Lesung abhalten werde. Er habe sich vor der Drucklegung von «Pogo im Kindergarten» verpflichten müssen, 5000 Exemplare selber zu verkaufen. Was das Buch wohl wert sei, wollte er vom Publikum wissen. «19 Franken», lautete die Antwort. Ob es nicht mehr sein könne, fragte er nach. «Doch, Fr. 19.50», kam der Bescheid. Darauf breitete der Autor einen ganzen Stapel seiner Bücher auf dem Boden aus, um sein Bedürfnis nach dem Absatz seines Buches zu beweisen, und ging doch noch auf dessen Inhalt ein. Zur Erklärung von pädagogischen Fachausdrücken enthalte es am Schluss ein Glossar (Erklärung) der verwendeten Wörter. Zum Beweis begann er einige Auszüge zu lesen und blätterte eifrig nach hinten. Es sei im Gebrauch ein technisch sehr flexibles Buch und begann es nach allen Seiten herumzubiegen. Beweglich seien auch die Kindergärten, dort herrsche eine regelrechte Sammlermanie für alles. Vielleicht könnte man sein Buch ja einmal auch zum Basteln brauchen: Leere Seifenschachteln und Büchsen, abgebrannte Zündhölzer und die leeren Schachteln dazu. Selbst verfallene Medikamente würden angenommen und in der Babyecke weiter verwendet.

Ausführlich widmete sich Deville der Kunst des Zähneputzens, die in den Kindergärten gelehrt wird. Seine kurzen Lesungen erhielten einen dramatischen Tonfall, der einen geradezu erschauern liess. Nach dieser mentalen Kraftanstrengung war ein Schluck aus der Bierflasche fällig. Der Deckel sprang weg, der Trinkende verschluckte sich, pustete das Bier hinaus und begann unverzüglich mit dem Putzen. Auch Sauberkeit ist ja im Kindergarten ein oberstes Gebot.

Seinen früheren Hang zum Punkrock demonstrierte Dominic Deville mit dem Abspielen von Platten. Seine zuckenden Bewegungen dazu gehörten zu den witzigsten Auftritten dieses abends. Schier unglaublich war der pausenlose Redestrom. Man fragte sich, ob das spontane Improvisation oder ausgeklügelte Rhetorik sei. Vermutlich beides. «Jedenfalls basieren das 330-seitige Buch und die «Lesungen» auf seinem Leben als Kindergärtner.