
Befinden sich gefährliche Pestizide im Zofinger Wasser?
Im Ost-Aargau steht das Pestizid Chlorothalonil in den Schlagzeilen. Die Chemikalie wird seit den 1970er Jahren für den Pflanzenschutz eingesetzt und ist so ins Trinkwasser gelangt – galt aber bis vor kurzem für unsere Gesundheit als unbedenklich. Diese Einschätzung ist aufgrund neuer Forschungsresultate nicht richtig, weshalb in diesem Frühling Wasserproben auch auf die Abbauprodukte des Pestizids hin untersucht wurden. Die Resultate? Im Ost-Aargau fallweise Werte, die bis zu 47 Mal über dem Grenzwert liegen.
Wie sieht die Situation in Zofingen aus? Daniel Hölzle, Einwohner- und Grossrat der Grünen, ist Chemiker. Er hat die von der StWZ Energie AG – die auch für das Zofinger Trinkwasser zuständig ist – publizierten Werte genau studiert. Die sind gut – die Nitratwerte seit 2008 stabil. Aber wie steht es «um die Konzentration von Pestiziden und relevanten Metaboliten» – aufgeschlüsselt nach bestimmten Stoffen und nicht in der Summe?
Bei Metaboliten geht es um Abbauprodukte der Pestizide. Relevant und nicht relevant? Relevant ist ein Abbauprodukt, wenn es unsere Gesundheit gefährden kann – krebserregend ist. Wenig relevant ist ein Abbauprodukt, dessen Einfluss auf die Umwelt und unsere Gesundheit als sehr geringe Gefahr eingestuft wird. «Es zeige sich aber», hält Hölzle fest, «dass die Datenlage für diese Einschätzung gering ist und immer wieder Pestizide und deren Abbauprodukte neu eingestuft werden». Deshalb, fordert Hölzle, sollte die Konzentration aller Abbauprodukte möglichst gering sein. «Die Stoffe bleiben über Jahrzehnte im Boden und gehen langsam ins Grundwasser über. Wird ein Stoff neu eingeteilt, ist das Unheil bereits angerichtet.»
Da weder die StWZ Energie AG noch der Bund die gewünschten detaillierten Messwerte publizieren, stellt Hölzle in einer Interpellation im Namen seiner Fraktion dem Stadtrat entsprechende Fragen.
Messresultate kantonsweit auf den Tisch
Die teilweise Nichtpublikation der Werte ist auch ein Thema im Grossen Rat. So hat SP-Grossrat Thomas Leitch einen Vorstoss eingereicht. Seine Idee: «Aus meiner Sicht wäre es am einfachsten, wenn der Kanton die Gemeinden nennen würde, in denen Grenzwerte überschritten wurden.»
Hölzle seinerseits will nicht, dass die Situation in Zofingen unnötig dramatisiert wird: «Zofinger Trinkwasser ist nicht gesundheitsgefährdend.» Insbesondere will er nicht, dass die Bevölkerung auf Trinkwasser in PET-Flaschen ausweicht. Die seien nicht nur ökologisch ein Unsinn: «PET-Flaschen geben in geringer Konzentration Stoffe ans Trinkwasser ab, die nicht in dieses gehören.»