
Eine Gemeinde auf dem Trockenen – die letzten Beizen schlossen im September ihre Türen
Die Zapfhähne sind versiegt, die Herdflammen erloschen und die Stammtische verwaist – seit Ende September gibt es in Vordemwald kein Restaurant mehr. Lange Zeit war die 2000-Seelen Gemeinde für ihre drei Restaurants «Tannenbaum», «Iselishof» und «untere Säge» weit über die Region hinaus bekannt.
Seit 2009 ist der Tannenbaum im gleichnamigen Ortsteil geschlossen. Die damaligen Pächter Beat und Daniela Künzli kündigten den Pachtvertrag und erfüllten sich mit einem mehrjährigen Segeltörn einen lang ersehnten Traum. Nach ihrer Rückkehr übernahmen die beiden den Schlossberg in Wikon. Die Besitzerfamilie Scheurer entschloss sich, mit dem Abgang ihrer Pächter den «Boum» zu verkaufen.
Übernommen haben den Gasthof schliesslich die beiden Enkel der letzten Besitzer, Samuel und Theo Scheurer. Das Brüderpaar baute den Tannenbaum um, sodass dort mehrere Mietwohnungen entstanden. Ein Restaurant wird es in dem 1845 erbauten Gebäude wohl nie mehr geben.
Mit der vierten Generation ist im Iselishof Schluss
Ähnlich sieht es im Landgasthof Iselishof aus. Anfang Mai 2019 gaben die Besitzer Ernst und Vreni Waltenspül bekannt, dass sie ihr Restaurant per Mitte September schliessen werden. In einem offenen Brief erklärten sie, dass es ihnen über längere Zeit nicht möglich war, offene Stellen adäquat zu besetzen. Der Grund dafür sei der ausgetrocknete Stellenmarkt in der Region.
Waltenspüls, die den Iselishof in der vierten Generation geführt hatten, entschieden sich zum Verkauf. Eine neue Wirtsperson liess sich aber nicht finden. Die beiden schreiben, dass der Landgasthof deshalb für immer geschlossen bleibt und später einem anderen Zweck dient.
Ende September schloss schliesslich auch die untere Säge ihre Tür, da die Pächterin Hedwig Tanner den Pachtvertrag nach knapp sechs Jahren gekündigt hat. Eine Gemeinde auf dem Trockenen? Nicht ganz, denn es gibt immer noch die Cafeteria des Sennhofs. Das Schloss-Café schliesst aber jeden Tag um 17.30 Uhr – eine echte Alternative fehlt also zumindest abends.
In der unteren Säge soll wieder gekocht werden
Hoffnung besteht, denn die untere Säge soll nicht dauerhaft geschlossen werden. Das Gebäude gehört nämlich der Ortsbürgergemeinde und die ist besorgt drum, dass es bald wieder eine offene Beiz im Dorf hat. «Es gibt mehrere Interessenten», bestätigt der Gemeindeammann Max Moor.
Ungefähr aufs neue Jahr hin soll das Restaurant wieder aufgehen. «Je nachdem, wer dann tatsächlich Pächter wird, auch etwas früher oder etwas später», so der Gemeindeammann.
Es sei generell nicht einfach, gute und geeignete Pächter zu finden, erklärt Moor. «Weder braucht es ein Schnellrestaurant noch Haute Cuisine.» Er versichert aber, dass der Dorfbeiz-Charakter und die gutbürgerliche Küche in jedem Fall beibehalten werden.