
Baufortschritt im Schneckentempo: Den Grünen platzt der Kragen wegen Bahnhof-Baustelle
Kann man’s so frontal ausdrücken? Man kann. Den Grünen im Oltner Gemeindeparlament ist so etwas wie der Kragen geplatzt. Grund: die langatmigen, quälend zögerlichen Baufortschritte bei der Sanierung Bahnhofterrasse; wenn überhaupt. Schon mehrfach wurden verschiedene Fertigungstermine in Aussicht gestellt. Jetzt, so scheint es, dürfte Ende November mit einem Abschluss der Arbeiten zu rechnen sein.
Im Mai 2018 hatte der Stadtrat beschlossen, der Terrasse ein Facelifting zu verpassen. Kostenpunkt: 270 000 Franken. Wegen der bevorstehenden Grossveranstaltungen und der laufenden Gartenrestaurant-Saison wurden die Arbeiten aber auf Herbst verschoben. Begonnen wurde dann im Juni 2019, weil zum einen die Verfügbarkeit der Bauunternehmer sehr eingeschränkt war und die städtische Baukommission sich erst gegen eine Baubewilligung wandte.
Jetzt haben sich die Grünen im Gemeindeparlament mit einer Fraktionserklärung zu Wort gemeldet. «Wir Grünen sind sehr befremdet», brachte Fraktionschef Raphael Schär die allgemeine Befindlichkeit zum Ausdruck. «Ganz offensichtlich zählt eine Fussverbindung vor dem Bahnhof Olten, welche zentraler nicht liegen könnte, weniger als jede andere Baustelle», so der Fraktionschef weiter. Wochenlang hätten die Arbeiten geruht. Erst Mitte September sei die Passage Ländiweg wieder geöffnet worden, nachdem diese zuvor fast drei Monate gesperrt war. Und die Grünen reden Tacheles: Das Verhängen einer Konventionalstrafe und die Verpflichtung eines Subunternehmers wären der Stadt gut angestanden. «Wir sind auch befremdet, dass ein Unternehmer gewählt wurde, der weder zeitliche Ressourcen hat noch fähig ist, die richtigen Elemente zu bestellen», so die Grünen.
Stadtrat Marbet ist selbst verärgert
«Ich muss gestehen, dass mich die Verzögerungen auf der Baustelle sehr ärgern», sagt Stadtrat Thomas Marbet auf die Forderungen der Grünen hin. Dass bei der Vermessung der einzelnen Trittelemente bezüglich deren Breite ein Berechnungsfehler eines externen Ingenieurs und Planers passierte und die Elemente nicht mehr zum Setting der Treppe passten: Das war das eine. Hinzu kam, dass die Wahl des Bauunternehmers nicht unter dem besten Stern stand. Von drei angefragten Unternehmen sagte der eine bereits zu Beginn der Vorbereitungen aus terminlichen Gründen ab, während der zweite sich in die vorbereitenden Arbeiten einspannen liess, im entscheidenden Moment aber, auch aus terminlichen Gründen, zurücktrat. So kam der dritte zum Handkuss, der aber auch erst wieder mit der Materie vertraut gemacht werden musste, wie der Leiter Tiefbau, Urs Kissling, erklärt.
Marbet hat indessen dafür gesorgt, dass die Passage Ländiweg wieder geöffnet wurde; dies nachdem feststand, dass die Bauarbeiten für Wochen ruhen würden. Das war Mitte September.
Die von den Grünen in ihrer Erklärung angemahnten vertraglichen Abmachungen hinsichtlich Konventionalstrafen kommen gemäss Marbet nicht zum Tragen. «Man muss da ein bisschen vorsichtig sein», meint er. «Ein entsprechender Vertrag lag in diesem Fall gar nicht vor», so der Stadtrat weiter. Er setze lieber auf einvernehmliche Lösungen, zumal die Stadt nicht bei jedem Bauvorhaben aus einer Vielzahl an Bewerbenden auswählen könne. «Manchmal gibt’s gerade mal deren zwei oder drei aus der Region für Spezialbereiche», so der Stadtrat. Aber bei grösseren Vorhaben käme die Konventionalstrafe durchaus zur Anwendung, etwa bei der Sanierung der Konradstrasse.
Um die Bauarbeiten grundsätzlich zu beschleunigen, hat sich die Baudirektion auch überlegt, allenfalls ein Provisorium herstellen zu lassen. Die Idee wurde aber verworfen. Denn «Dies hätte eine Investition im fünfstelligen Bereich bedeutet», wie Marbet zu verstehen gibt. «Wir fanden das zu teuer.» Mittlerweile sind die Herbstferien angelaufen, was sich auf die Personenfrequenz am Bahnhof spürbar auswirkt. Unter diesen Gesichtspunkten sei eine provisorische Lösung als nicht angemessen angesehen worden, so Thomas Marbet zum Schluss.
Aktuell geht man bei der Stadt davon aus, dass die Baute Ende November fertiggestellt sein wird. Der im Mai 2017 gesprochene Kredit von 270 000 Franken sollte ausreichen.