«Total Digital»: Regeln für Medienkonsum gemeinsam festlegen

An den diesjährigen ökumenischen Septemberveranstaltungen in Zofingen ging es darum, wie die Digitalisierung längst sämtliche Lebensbereiche durchdringt: Beruf, Schule, Familie und Freizeit. Dass das Thema viele bewegt, zeigte sich am letzten Abend der Reihe: Über 130 Interessierte kamen zum Vortrag von Thomas Merz im Kirchgemeindehaus Zofingen über Erziehung in digitalen Zeiten. Der Referent ist Experte für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Thurgau. Organisiert wurde der Vortrag von der reformierten Kirchgemeinde und der katholischen Kirche Zofingen gemeinsam mit dem Verein Schule & Elternhaus Zofingen.

Wer zu viel liest, bekommt Rückenschmerzen?

Merzs wichtigstes Anliegen wurde deutlich: Erziehung in digitalen Zeiten soll sich nicht auf problematische Aspekte und Gefahren der neuen Medienwelt konzentrieren, sondern vor allem darauf, wie spannend und vielfältig das (reale) Leben ist. Dabei zeigte Thomas Merz anhand vieler Beispiele auf, dass neue Technologien in der Geschichte immer schon Angst und Abwehr auslösten. Zum Beispiel wurde im 19. Jahrhundert vielfach davor gewarnt, zu viele Bücher zu lesen, weil dies zu Rückenschmerzen führe.

Für viele Eltern stellt der Konsum der digitalen Medien heute eine grosse Herausforderung dar. Thomas Merz empfiehlt, den Medienkonsum trotzdem nicht zum wichtigsten Thema in der Erziehung zu machen. Vielmehr sollten die Kinder und Jugendlichen spielerisch erfahren, welche Freiheit die reale Welt auch bieten kann: Spielen im Freien, im Wald, Sandkasten, Wandern, Musizieren, Engagements in Vereinen usw.

Thomas Merz, der selber Familienvater ist, findet es wichtig, in der realen Welt möglichst viele direkte Gesprächs- und Begegnungsräume zu schaffen wie gemeinsames Essen. Trotz dieser Freiheit braucht es gemäss Merz auch klare Regeln und Grenzen im Umgang mit Neuen Medien wie dem Smartphone. Das Suchtpotenzial und die problematischen Inhalte seien nicht zu unterschätzen. Zum Beispiel erachtet er einen unbeschränkten Medienkonsum als problematisch und überfordernd. Am besten sei es, Regeln für einen verantwortungsvollen Medienkonsum gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen zu besprechen.

An allen drei Vortragsabenden der Reihe «Total Digital» zeigte sich, dass die Digitalisierung alle angeht: Letztlich gehe es um die Frage, welche Welt man den Kindern und Enkelkindern hinterlassen wolle. (lst)