Bücher-Podcast: Diese beiden haben ein Herz für Bücher

In Zeiten von Instagram und Netflix lesen immer weniger Menschen Bücher – vor allem junge. Obwohl das Lesen viele Vorteile mit sich bringt. Vielleicht tun sie es nicht mehr, weil es Anstrengung und Konzentrationsfähigkeit erfordert, was heute, wo man sich an schnelles Scrollen durch das Smartphone gewöhnt ist, manchen schwerfällt. Viele Organisationen und Schulen fördern darum das Lesen. Die Jüngeren erreicht man am besten über das Smartphone. Solche Gedanken müssen sich Corina Friderich und Linda Schünhoff aus Zofingen gemacht haben.

Das Lesen liegt ihnen im Blut. Erstere ist die Chefin der Buchhandlung Leserei in Zofingen, die andere ist Bibliothekarin und leitet die Stadtbibliothek Zofingen. Die beiden jungen Frauen – Schünhoff ist 33 und Friderich 26 Jahre alt – organisieren regelmässig Lesungen in Zofingen. Während des Lockdowns konnten sie aber keine veranstalten. Irgendwann im Januar meldete sich Friderich bei ihrer Kollegin Schünhoff und sagte ihr, dass sie irgendetwas machen will – ein Ersatz für die Lesungen musste her. Schünhoff erzählte Friderich, dass sie schon lange den Wunsch hegte, einen Podcast aufzunehmen. «Dann ging es eine Woche, bis wir unser Equipment hatten und loslegen konnten», sagt Friderich. Am 23. Januar lancierten sie ihren Podcast.

Fast jeden Freitag erscheint eine neue Folge

Mittlerweile hat das Insta- gram-Profil von «leseZoff», wie der Podcast heisst, 323 Abonnentinnen und Abonnenten. Die beiden bemühen sich, möglichst jeden Freitag eine neue Episode zu veröffentlichen. In jeder Folge unterhalten sie sich über einen Roman, den sie im Verlauf der Woche gelesen haben. Oft differieren ihre Meinungen über das jeweilige Buch. Aber beide geben an, dass sie immer eine ehrliche Beurteilung abgeben und auch nicht davor zurückschrecken, ein Buch weniger positiv zu bewerten. «Man merkt im Podcast sehr gut, wie es uns mit den Büchern ergangen ist», sagt Friderich.

Es ist ihnen eben wichtig, dass der Podcast authentisch wirkt. «Wir nehmen alles in einem Durchgang auf und schneiden nichts», erklärt Friderich. Schünhoff sagt, dass sie es immer pünktlich geschafft hätten, das jeweilige Buch fertig zu lesen, bis es an der Zeit war, die geplante Episode aufzunehmen, gibt aber zu: «Corina liest schneller. Sie öffnet das Buch und atmet es geradezu ein.» Beide lachen. Manchmal setzen sie auch eine Woche aus. Und einmal haben sie an einem Tag zwei Folgen aufgenommen.

Sie unterstützen gerne Kleine und Lokale

Nächsten Freitag, 27. August, werden die beiden die nächste Folge veröffentlichen. Aufnehmen werden sie sie, wie immer, am Vorabend. Meistens besprechen sie aktuelle Bücher, die gerade im Gespräch sind. Dieses Mal ist «Das Tal in der Mitte der Welt» von Malachy Tallack an der Reihe. Sie legen aber auch grossen Wert darauf, so oft wie möglich Bücher von Schweizer Autorinnen und Autoren zu behandeln. «Uns ist es wichtig, kleine Verlage und lokale Geschäfte zu unterstützen.» Das zeigt sich in ihrer Wahl von Lokalitäten wie dem Sennhofgarten oder dem Oxil für ihre Lesungen, die zwischenzeitlich wieder stattfinden dürfen.

Eine Zielgruppe für ihren Podcast haben die beiden nicht. Ihre Hörerinnen und Hörer sind nicht nur aus Zofingen, sondern aus der ganzen Schweiz. Das Publikum schätzen die beiden jung ein, weil Podcasts in der Regel von jungen Menschen gehört werden. «Wir haben aber einen Hörer, der 80 Jahre alt ist», sagt Friderich. «Unser Podcast ist für alle. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dass die Leute mehr lesen und das Lesen zu schätzen lernen», ergänzt Schünhoff. Und das haben sie ein Stück weit schon erreicht. «Es kamen bereits Leute in meinen Bücherladen und haben nach einem Buch aus unserem Podcast gefragt», sagt Friderich.

Den Podcast «leseZoff» gibt es auf Spotify und Apple Music oder via Web-Browser unter: www.buzzsprout.com/1637728