
«Feuerwehrakademie Schweiz»: Die Akademie für Feuerwehrunternehmer in Zofingen

SERIE
Das Zofinger Tagblatt berichtet im Rahmen des 150-JahreJubiläums des Schweizerischen Feuerwehrverbands in einer Serie über diverse Aspekte rund um die Feuerwehr.
Die Digitalisierung hat auch die Feuerwehr erreicht. Mit Navigationssystemen ausgerüstete Fahrzeuge oder Tablets, auf denen die Gebäudepläne klein und handlich dabei sind, sind nur zwei der vielen Vorteile. «Ganz alles kann aber nicht digitalisiert werden», gibt Niklaus Vonder Mühll zu bedenken. «Am Schlauch wird es immer Menschen brauchen.» Vonder Mühll führt die in Zofingen beheimatete Feuerwehrakademie Schweiz. Dort werden Feuerwehrkommandanten und -kader zu Feuerwehrunternehmern ausgebildet.
«Das ist nötig, denn eine Feuerwehr ist heutzutage tatsächlich ein Unternehmen», sagt der 52-jährige. Alleine die Grösse einer Feuerwehr mache sie zu einem KMU. Ein Blick in die Region zeigt, dass jede der 15 Feuerwehren mindestens 50 Mitglieder hat. Klare Strukturen wie in einer Firma sind deshalb nötig. Aber es gibt noch weitere Parallelen. «Fast jede Feuerwehr hat ein eigenes Logo, Briefköpfe, Aufkleber und Freizeitkleider, die von den Mitgliedern gerne und mit Stolz getragen werden. Man kann hier wirklich von einer Corporate Identity sprechen», so Vonder Mühll. Die Mitglieder identifizieren sich mit «ihrer» Feuerwehr –und markieren in ihrer Freizeit Präsenz.
Lange Erfahrung in der Feuerwehr
Der «Virus Feuerwehr» infizierte Vonder Mühll bereits früh. Schon in der Primarschule drehten sich seine Vorträge immer um die Brandbekämpfer. Mit 20 trat er in die Oberwiler Feuerwehr ein. 1994 wechselte er in die Feuerwehr Safenwil und war dort über elf Jahre als Kommandant tätig. Auch beruflich drehte sich bereits vor der Feuerwehrakademie viel um Feuerwehren. So war Vonder Mühll als rechte Hand des Direktors der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung für diverse Feuerwehrprojekte, wie Fusionen, zuständig. Kombiniert mit der Tätigkeit in verschiedenen Verbänden konnte er sich so ein schweizweites Netzwerk aufbauen.
Die Herausforderungen entwickeln sich weiter
Aktuelle Herausforderungen für Feuerwehrkommandanten sieht Niklaus Vonder Mühll besonders in der Kommunikation. «Ein Feuerwehrkommandant muss mit diversen Anspruchsgruppen kommunizieren können. Die breite Bevölkerung, Medien und Politiker benötigen zum selben Ereignis unterschiedliche Informationen.» Auch bei der Rekrutierung, was viele der Feuerwehren in der Region als grosse Herausforderung sehen, muss die Kommunikation stimmen. Vonder Mühll denkt, dass die Zeit der Informationsabende mit Powerpoint-Präsentationen vorbei ist. In einem ersten Schritt müsse geklärt werden, wer dass denn genau angesprochen werden soll. «Viele Feuerwehren sprechen die Leute zwischen 18 und 20 an. Eine weitere Möglichkeit wäre es, diejenigen ab 25 anzusprechen, welche sich langsam niederlassen und mit den Ausbildungen fertig sind.» Anstelle der Powerpoint-Präsentationen sieht er eher interaktive Abende, an denen sich die Feuerwehr aktiv vorstellen kann. «Ein Patentrezept gibt es allerdings nicht, sonst würden dies wohl bereits alle anwenden», gibt Vonder Mühll zu bedenken.
Als weitere grosse Herausforderung sieht er die zunehmende Komplexität der Bauten. «Bei einem Minergie-Haus kann die Hitze nicht entweichen, wie etwa bei einem alten Bauernhaus.» Das fordert die Feuerwehren. Auch die Zunahme der Tiefgaragen, von denen es etwa in Oftringen besonders viele gibt, ist eine Herausforderung. In beiden Fällen ist es wichtig, eng mit der Gebäudeversicherung zusammenzuarbeiten. So müssen bereits beim Bau einer Tiefgarage Brandschutzmassnahmen, etwa zum Ablassen der Hitze, getroffen werden. Die Informationen dazu braucht die Feuerwehr – am besten kompakt und digital.