Ein doppeltes Unbehagen

Die Debatte um die revidierte Zofinger Bau- und Nutzungsordnung bringt ein neues, interessantes Phänomen an die Oberfläche. Debatten werden normalerweise zwischen Köpfen geführt, im öffentlichen Raum vermittelt durch Medien, wozu seit einigen Jahren auch Facebook & Co. zählen. Die Gegner und Gegnerinnen entziehen sich weitgehend diesem eingespielten Mechanismus helvetischer Politkultur. Man sieht sich als Bewegung, die zwar viele Köpfe hat, aber kaum welche, die sich zeigen wollen oder sollen. Ob dies nun zu Zofingen, zur Region, zur Schweiz passt, sei einmal dahingestellt. Und es geht auch nicht um die Frage, ob ihre Argumente stechen oder eher stumpf sind.

Hier geht es um die Frage: Woher kommt dieser Impuls, als Teil einer Gruppe zu agieren, deren Mitglieder möglichst anonym sein wollen? Eine Antwort könnte sein: Es ist ein doppeltes Unbehagen. Einerseits das Unbehagen der Menschen, die sehen, wie ihr Leben und das ihrer Kinder immer mehr durchökonomisiert wird. Das weckt Misstrauen gegen Wachstum , Wachstum wird dann als Wuchern empfunden, ein negativ besetztes Wort. Häuser werden nicht mehr gebaut, sondern wachsen in den Himmel. Und es ist das Unbehagen gegen etablierte Parteien und Institutionen, die es offensichtlich nicht geschafft haben, die Bevölkerung bei diesem Vorhaben, bei dem es um die Zukunft geht, genügend an Bord zu holen.

Egal, wie die Abstimmung am 20. Oktober ausgeht: Dieses Unbehagen muss man ernst nehmen. Denn wahrscheinlich geht es tiefer als man auf den ersten Blick ahnen könnte.