
Flugplatz im Gheid: Passagierflüge zu Preisen wie vor 100 Jahren
Bilder: Jürg Salvisberg Bilder: Jürg Salvisberg Bilder: Jürg Salvisberg Bilder: Jürg Salvisberg Bilder: Jürg Salvisberg Bilder: Jürg Salvisberg
Mit dem Segelflugzeug per Seilwinde in die Luft abheben, über der Region dahingleiten und wieder auf dem Flugfeld Gheid aufsetzen – das genossen am Wochenende über 100 Passagiere in einem Doppelsitzer. «Ich habe das Schweben, die Ruhe und den Ausblick genossen», sagte Yasmin Künzler (Olten) nach ihrer Premiere. Tochter Samira, die gleichzeitig in einem anderen Flugzeug ebenfalls mit einem ausgebildeten Piloten an Bord war, empfand den Start mit dem rassigen Hochschnellen auf 300 bis 350 Meter über Boden am eindrücklichsten. Zum 100-jährigen Bestehen des Flugplatzes hatte die Segelfluggruppe Olten zum Feste geladen und bot für 50 Franken die Passagierflüge an. Der Preis entsprach den Kosten eines Motorflugs beim ersten Oltner Flugtag am 27. Juli 1919.
Den Auftakt zum Flugplatzfest machten am Freitag Behördenvertreter von Olten und Wangen. Stadtpräsident Martin Wey musste sich zum Segeln überreden lassen und fühlte sich «nach dem wunderbaren Flug noch etwas schwindlig». Doch der auf der Runde mit Tempo 90 bis 120 vollführte Sturzflug Richtung Stadthaus habe ihm verdeutlicht, dass Olten auch via Luft erreichbar sei. Er dankte beim Apéro der rund 80 Mitglieder zählenden Segelfluggruppe Olten und deren Obmann Christian Heimlich für die stete Weiterentwicklung der Flugtradition.
Auch Motoren waren im Spiel
Dass das 1978 erfolgte Einstellen der Motorflugaktivitäten wegen des Lärms und der Grundwasserschutzzone der Segelfluggruppe nicht den Wind aus den Segeln nahm, zeigte das Flugplatzfest deutlich. Der zur Schau gestellte Maschinenpark und die Flugdemonstrationen zeugten von der Vielfalt der in Olten gelebten Aviatik, wobei auch Motoren stets noch eine Rolle spielen. Viel Applaus erntete der Zögling, der nach einem Gummiseilstart mithilfe eines Autos aus geringer Höhe sehr schnell wieder auf den Boden fand. Für Laien wurde sichtbar, was eine Gleitzahl von 7 bedeutet: Auf 1 Meter Höhenverlust kommt das Anfänger-Schulungsgerät bloss 7 Meter weit.
Die von einem Doppeldecker Bücker geschleppte Spalinger S-19 schaffte es in der Horizontalen dreimal weiter. Auch der Start mit einem Motorflugzeug gehörte zum Reigen der Demonstrationen. Den Schlusspunkt setzten die Flugzeuge, auf denen grosse Hoffnungen für die Zukunft ruhen. Der Elektrosegler Antares hob nach einem Eigenstart in die Lüfte ab. Dort wird er durch das mit einem einzigen Hebel gesteuerte Einfahren des Elektroantriebs zum reinen Segler, der bei zu grossem Höhenverlust oder drohender Aussenlandung auch jederzeit «Zwischengas» geben kann, um wieder die optimale Gleithöhe einzunehmen. Leise und umweltschonend begann ebenfalls noch das Elektroflugzeug Pipistrel Alpha seinen Steigflug von der Graspiste.
Das Wetter spielte lange mit
Während vor 100 Jahren noch rund 10’000 Zuschauer dem ersten Flugtag beiwohnten, dürften sich diesmal rund zehnmal weniger Flugbegeisterte ins Gheid begeben haben. OK-Präsident Oliver Bachmann zeigte sich trotzdem zufrieden: «Der Samstag war ein guter Tag, und auch am Sonntag hatten wir bis über Mittag anständig Besucher.» Der einsetzende Regen führte dann zum vorzeitigen Abbruch des zweiten Tags der offenen Türen, sodass ab 13 Uhr die Passagierflüge und die Demonstrationen ausfallen mussten. So lange der Regen ausblieb, der auch das Verschieben der Flugzeuge ins Trockene erzwang, herrschte für Oltner Verhältnisse akzeptables Segelflugwetter. Denn der nach dem Windenstart praktizierte Gleitflug ist nicht auf Thermik angewiesen, etwas Aufwind am Born gab es je nach Windrichtung dennoch zeitweise.