
Programmieren statt Handschrift?
1987 erstand ich meinen ersten Laptop. Einen Toshiba, Modell T3100/20. Die Ziffer 20 stand für 20 Megabyte Speicherkapazität (mein iPhone leistet das 6400-Fache). Das Gerät wog 7,5 Kilogramm und kostete ein Heidengeld. Als Student war ich oft im Zug unterwegs – und träumte davon, im Abteil damit arbeiten zu können, denn einen Akku gab es nicht. Wenn ich heute im Zug sitze und in einem Buch lese, habe ich den Eindruck, ich sei der einzige, der NICHT arbeitet oder an einem Bildschirm hängt. Kids hantieren mit Smartphones, dass es manchen Eltern schwindelig wird. Schulen rüsten auf und integrieren digitale Geräte in den Unterricht (schauen Sie sich zu diesem Thema auch den ZT-Talk mit Philippe Wampfler an).
Gut so, klar – aber nur bejubeln sollte man die Entwicklung nicht. Dass es notwendig ist, dass schon Primarschüler das Programmieren lernen, bezweifle ich. Die Ausweitung der ökonomischen Kampfzone auf immer jüngere Kinder ist kein Gewinn, sondern ein Verlust. Fähigkeiten und Kompetenzen, die sich später nicht rentabilisieren lassen, drohen unter die Räder zu kommen. Eltern kuschen unter dem ökonomistischen Diktat, weil sie wollen, dass ihre Kinder später möglichst erfolgreich sind. Wandel sollte aber nicht einfach das immer schnellere Marschieren auf dem gleichen Weg in die gleiche Richtung sein. Klar, der Umgang mit der digitalen Welt gehört heute zum Unterricht. Dass kreativere und schliesslich auch erfolgreichere Menschen heranwachsen, wenn sie Programmieren lernen statt eine eigene Handschrift einzuüben – das bezweifle ich doch sehr.