Spiis&Gwand: Viel mehr als ein Secondhand-Laden

Neue Öffnungszeiten Spiis&Gwand

Montag: 14 bis 16.30 Uhr;
Dienstag: 9 bis 11 Uhr;
Donnerstag: 15 bis 18 Uhr (mit Lebensmittelabgabe);
Freitag: 14 bis 16.30 Uhr.

Für wenig oder gar kein Geld gibt es bei Spiis&Gwand der Reformierten Kirche Oftringen Kleidung oder Lebensmittel. Seit 15 Jahren besteht das Angebot, das von Sonja Neuenschwander und ihrem 30-köpfigen Freiwilligen-Team betreut wird. Seit 2012 ist das Lokal in Küngoldingen, an der Kreuzung Schulhaus und Widmer-Hof, zu finden. Jetzt aber kommt es zu einigen Veränderungen.

Bis anhin war es so, dass Menschen, die im Besitz einer Berechtigungskarte sind, eine gewisse Anzahl Kleider gratis abgegeben wurden. Wer dem Team vor Ort beweisen konnte, dass er wenig Geld zur Verfügung hat, erhielt eine Karte. «Dass wir die Menschen immer wieder kontrollieren mussten, passte uns aber nicht», sagt Sonja Neuenschwander. Das Team wollte die armutsbetroffenen Menschen nicht noch mehr stigmatisieren, «sondern ihnen auf Augenhöhe begegnen», wie Sonja Neuenschwander sagt. Mit der Coronakrise kamen weitere Kontrollen hinzu, beispielsweise jene, ob die Kundinnen und Kunden Masken tragen.

Die Bezugskarten für Kleider gibt es jetzt nicht mehr

Grund genug für das Spiis&Gwand-Team, eine Neuorganisation in Angriff zu nehmen. Einerseits wurden die Öffnungszeiten per August geändert und andererseits hat das Team die Strukturen angepasst. Unter anderem hat es die Bezugskarten abgeschafft. Dafür kann niemand mehr gratis Kleider beziehen. Das Lokal ist jetzt ein normaler Secondhand-Laden mit Kleidungsstücken für 2 Franken. Dazu kommt, dass die Lebensmittelrettung und Lebensmittelhilfe «Tischlein Deck Dich» per sofort einmal pro Woche im Spiis& Gwand Esswaren vorbeibringt. Das war nötig, denn in den vergangenen eineinhalb Jahren wurden wesentlich weniger Lebensmittel geliefert als zuvor. Ob das mit der Corona-Pandemie zusammenhängt, kann Sonja Neuenschwander nicht sagen.

Deutlich spürbar war diese aber bezüglich Kundschaft. «Viele Armutsbetroffene haben sich während der Pandemie stark zurückgezogen», sagt Neuenschwander. Es seien viel weniger Leute in den Laden gekommen als sonst. Die Verunsicherung sei gross gewesen bei den Menschen, so Neuenschwander. Inzwischen hat sich diese wieder etwas gelegt. Immerhin: Weil sich Spiis&Gwand hauptsächlich über Spenden finanziert, waren die finanziellen Einbussen wegen der Pandemie nicht allzu gross.

«Wir hoffen, dass Spiis&Gwand mit den Neuerungen noch mehr zu einem Treffpunkt für alle wird», sagt Sonja Neuenschwander. «So kommt es hoffentlich zu einer grösseren Durchmischung der Bevölkerung.» Denn ein normaler Secondhand-Laden lockt vielleicht auch mal Personen an, die nicht zwingend von Armut betroffen sind. Wer Lust hat, kann sich nach dem Einkaufen noch einen Kaffee im Bistro gönnen und dabei ins Gespräch mit anderen Menschen kommen. «Das soll der Einsamkeit entgegenwirken», sagt Sonja Neuenschwander. Um Lebensmittel zu beziehen, braucht es aber noch immer eine Karte, die dazu berechtigt. Kleider- und Lebensmit-telspenden nimmt das Team von Spiis&Gwand während der Öffnungszeiten entgegen.

Spiis&Gwand ist aber noch viel mehr als eine Lebensmittelabgabestelle und ein Secondhand-Laden. Das Team vor Ort unterstützt auch Menschen in finanziellen Notlagen. In einem persönlichen Gespräch wird die Situation angeschaut und eine Lösung gesucht. Auch beim Ausfüllen von amtlichen Dokumenten ist das Team behilflich. Zudem organisiert Spiis& Gwand immer wieder spezielle Anlässe. Aktuell ist beispielsweise ein Männerabend geplant. «Das Team ist sehr kreativ», sagt Sonja Neuenschwander. «So entstehen immer wieder tolle Anlässe oder Aktionen.»

(jam)
(jam)