
Zofingia-Jubiläum: 200 Jahre – schon mal ein guter Anfang




Was würden wohl jene Berner und Zürcher Studenten sagen, die 1819 den Zofingerverein gegründet haben, wenn sie das Bild sehen könnten, das sich am Sonntag in der Stadtkirche bot? Ihnen würde vor Stolz wohl fast die Brust platzen. 21 Bundesräte waren Farbenbrüder der Zofingia; jetzt steht ein ehemaliges Mitglied der Landesregierung am Rednerpult und würdigt ihre Errungenschaften. Eine verantwortungsbewusste Kraft beim Aufbau der modernen Schweiz sei die Zofingia gewesen, sagte Kaspar Villiger, und forderte diese auf, sich künftig gegen die Erosion der politischen Kultur zu stemmen. Landammann Urs Hofmann meinte: «Vereine wie die Zofingia schufen eine politische Öffentlichkeit, die unserer Demokratie zugrunde liegt.» Und fügte halb scherzhaft, halb ernsthaft an: «200 Jahre sind ein guter Anfang.» Die Zofingia habe nicht nur die politische Schweiz entscheidend mitgeprägt, sondern auch die Bildungslandschaft, sagte Michael Hengartner, Rektor der Universität Zürich.
Lacher erntete Korpskommandant Daniel Baumgartner, als er meinte, er und die Zofinger hätten eine Gemeinsamkeit: Man trinke gern eins – Baumgartner spielte damit auf Spesenrechnungen an, mit denen er vor ein paar Jahren für Schlagzeilen sorgte. Gemeinsam seien aber auch die Werte, und wer Freiheit für sich, seine Familie und das Vaterland wolle, müsse für diese Werte einstehen. Das hätten auch jene Soldaten getan, die just vor 80 Jahren, am 1. September 1939, dem Mobilmachungsbefehl gefolgt seien.
Während dem Festakt wurde auch klar, was die Zofinger besonders gut können: singen nämlich. Der Schweizerpsalm erfüllte die Stadtkirche mit einer erhebenden Aura, und beim Studentenlied «Gaudeamus Igitur» fiel auf, dass so mancher Zofinger alle sieben Strophen auswendig kennt.
Spätestens nach dem Festakt war klar: In 100 Jahren gibt es wieder eine Jahrhundertfeier. Mitglieder kommen und gehen. Die Werte der Zofingia bleiben.


