
Giftstoff-Rückstände im Trinkwasser: Pumpwerk bleibt vom Netz – wie geht es weiter?
Das Fungizid Chlorothalonil wird in der Landwirtschaft seit über 40 Jahren verwendet. Es wirkt gegen Pilzbefall und ist Bestandteil von verschiedenen Pflanzenschutzmitteln, die im Getreide-, Gemüse-, Wein- und Zierpflanzenanbau eingesetzt werden. Bis vor wenigen Wochen hat diesen Stoff kaum jemand gekannt, mittlerweile ist er in aller Munde.
Für die entsprechenden Schlagzeilen sorgte eine Massnahme des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Es hat Chlorothalonil neu auf die Liste der relevanten Stoffe gesetzt. Aktuelle Untersuchungen gehen von einer Gesundheitsgefährdung aus, wenn dieser Stoff in zu hoher Konzentration über das Trinkwasser in die menschlichen Organe gelangt.
Aargauer Wasserfassungen untersucht und zwei stillgelegt
In der Folge wurden auch die Wasserfassungen im Aargau auf Rückstände dieses Pestizids untersucht und Ende Juli auf Anweisung des Amtes für Verbraucherschutz zwei Wasserfassungen stillgelegt. Dort lag die Chlorothalonil-Konzentration bis zum Zehnfache über dem vom Bund definierten Höchstwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. Die ibw Wohlen handelte von sich aus und nahm das Grundwasserpumpwerk Eichholz Ende Juli vorsorglich vom Netz, obwohl das vom Amt für Verbraucherschutz nicht verlangt worden war. Inzwischen liegen die Resultate von zusätzlichen Qualitäts-Messungen vor, die von der ibw vor einem Monat veranlasst worden sind.
Verbessert hat sich auch der Wert im Pumpwerk Eichholz. Er liege «um einiges tiefer» als bei der Messung im Juli, schreibt die ibw. Weil der gesetzliche Höchstwert aber immer noch überschritten wird, bleibe das Pumpwerk bis auf weiteres ausser Betrieb. Wie geht es jetzt weiter? Wird das Pumpwerk Eichholz definitiv stillgelegt und dann geht man in Wohlen wieder zur Tagesordnung über?
Zukunft der Wasserfassung ist laut ibw zurzeit offen
«Nein», versichert Giovanni Romeo, der Geschäftsleiter der IBW Technik AG. Vorab gelte es abzuwarten, was auf Bundes- und Kantonsebene passiere. Insbesondere auch mit den beiden hängigen Volksinitiativen zum Trinkwasserschutz. Wenn der Wirkstoff Chlorothalonil verboten werde, wie das in Bern zurzeit diskutiert wird, dann sei das Problem wohl rasch gelöst. Wenn nicht, gäbe es verschiedene Szenarien. Eines davon wäre eine Vermischung von belastetem mit unbelastetem Wasser, um so die Grenzwerte zu unterschreiten.
Eine solche technische Massnahme, sagt Romeo, wäre machbar, aber aufwendig. Eine weitere Möglichkeit wäre es, die Schutzzonen im Gebiet Eichholz zu erweitern. Dafür wäre aber vorerst ein Grundsatzentscheid der politischen Instanzen notwendig.