
Von Bali nach Zofingen
Ein guter Freund hat mir diese Woche einen Feriengruss via Whatsapp zukommen lassen. «Liebe Grüsse aus den Reisfeldern von Bali», meldet er aus 15’000 Kilometer Entfernung. «Schön», denke ich. Um mir gleichzeitig zu vergegenwärtigen, wie gross meine Lust wäre, jetzt in eine andere Zeitzone zu fliegen. Auf einer Skala von 0 bis 100 etwa eine 5. Höchstens.
Jedes Jahr um diese Zeit frage ich mich : Warum zieht es die Menschen ausgerechnet in der schönsten Zeit des Jahres aus dem schönsten Land der Welt weg? Nicht nur weil der 1. August naht, ist es Zeit, wieder einmal ein Loblied auf das beste Ferienland überhaupt zu singen: die Schweiz. Zum Beispiel vorletztes Wochenende: Ich halte auf dem Flüelapass, hüpfe in den Schottensee. Klarstes Wasser, beste Luft. Nächster Halt: Murg am Walensee. Die Parkuhr beim Strandbad will einen Franken, der Eintritt ist frei. Klarstes Wasser, saubere Wiese, gut gelaunte Menschen. Ich fahre weiter an den Zürichsee, halte beim Strandbad Kilchberg. Dort steht keine Parkuhr, der Eintritt kostet vier Franken. Klarstes Wasser und eine Schwanenfamilie mit vier Kindern, die sich unter die Gäste gemischt hat. Ein glücklicher Sonntag in der Schweiz für einen Fünfliber (den verfahrenen Sprit lasse ich jetzt mal beiseite).
Das Geklöne über das heisse Wetter blendet die Tatsache aus, dass das Ferienland Schweiz mit jedem Sommer besser wird. Ein immer dichteres Netz an Angeboten und Events überzieht das Land; man kann dies Spassgesellschaft nennen, klar. Aber machen Sie mal die Probe aufs Exempel, reden Sie mit Menschen, die den ersten Sommer in der Schweiz verbringen – Expats zum Beispiel. Sie loben die vielfältigen Natur- und Freizeitparadiese vor der Haustür in den höchsten Tönen, während wir immer noch über das heisse Wetter klönen.
Ich hoffe, Sie können noch ein paar wunderbare Tage in der Schweiz geniessen –ohne die Tortur von Langstreckenflügen.
PS. Falls das jetzt ein Manager von Schweiz Tourismus liest, darf er mir bei der nächsten Gelegenheit ein Bier zahlen.