
«Old Legs Tour»: Mit dem Mountainbike durch Afrika

In 24 Tagen 2760 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen. Was wie eine grosse Landesrundfahrt im professionellen Radsport klingt, ist die Bilanz der Old Legs Tour: Eine Spendentour für verarmte Pensionäre in Simbabwe. Besonderheit der in diesem Jahr zum zweiten Mal durchgeführten Tour ist, dass sie nicht nur die Etappen auf dem Mountainbike beinhaltet, sondern auch den Anstieg auf den 5895 Meter hohen Kilimandscharo. Mit Bravour gemeistert hat diese unglaubliche Herausforderung der 65-jährige Niklaus Bellwald.
«Eigentlich bin ich aber gar kein Mountainbiker», meint der Brittnauer und merkt an, dass die Old Legs Tour auf dem Strassenvelo gar nicht möglich gewesen wäre. «Wir fuhren zum Teil im tiefen Sand, in dem das Mountainbike mehr ein Boot als ein Bike war.» Allgemein sei der Zustand der afrikanischen Strassen – vor allem jener der gravel roads, also von unbefestigten Strassen – sehr speziell. Sie seien gemäss dem ambitionierten Velofahrer sehr uneben, weisen viele Löcher auf oder seien am Strassenrand total weggebrochen und deshalb extrem schwierig zu fahren. «Einen ganzen Tag auf solchen Strassen zu biken ist schon fast masochistisch», resümiert Bellwald die 24-tägige Tour durch Afrika mit einem Lachen. Beispielsweise gebe es vor Fussgängerstreifen bis zu 15 Zentimeter hohe Rumble Strips – sogenannte Rüttelstreifen, welche den Verkehr bremsen sollen. «Fährt man mit 20 bis 30 Stundenkilometer darauf zu, rumpelt das recht», weiss Bellwald.
Heftiger Sturz zu Beginn der Tour
Kritische Situationen habe es auf den 2760 Kilometern nur eine gegeben. Bereits am zweiten Tag der Tour stürzte Bellwald, wurde bewusstlos und erwachte wenig später in einem Spital. «Offenbar ging ich richtig zu Boden», sagt der Old-Legs-Tour-Bestreiter. Die Gründe, die zum heftigen Sturz führten, kennt er nicht. «Sehr wahrscheinlich hängt er mit den ungewohnten Temperaturen und den schlechten Strassen zusammen.» Doch bereits am Folgetag stieg der 65-Jährige wieder auf den Sattel und trat in die Pedalen: «Am Tag nach dem Spitalaufenthalt fuhr ich in zwei Tranchen wieder 80 Kilometer», erinnert er sich.
Bedrückendes Bild am Strassenrand
Ganz zum Bedauern Bellwalds kam er mit der einheimischen Bevölkerung nur wenig in Kontakt. «Neben dem Velofahren hat man wenige Möglichkeiten, Gespräche zu führen.» Von der Landschaft sah er glücklicherweise wesentlich mehr. «Bei 20 Stundenkilometern hat man genügend Zeit, um nach links und rechts zu schauen.» Dort sah er, neben den eindrücklichen Baobab-Wäldern, viele bettelnde junge Menschen. «Auf die Dauer war das Bild bedrückend», meint Bellwald und merkt an, dass er während des Strampelns in einem Modus drin sei, in dem es nur vorwärtsgehe. Viel Zeit, über die Eindrücke nachzudenken, habe er deshalb keine gehabt. «Und gleichwohl hat es mir gezeigt, dass wir es in der Schweiz richtig gut haben.»
Erholung als Erfolgsrezept für den Aufstieg
Nach nur zwei Ruhetagen begann für Niklaus Bellwald die Tour auf den Kilimandscharo. «Als erste Worte lernte ich ‹Pole, Pole›, was so viel wie langsam heisst», fasst Bellwald den Beginn der Tour auf das höchste Bergmassiv Afrikas zusammen. Diese Worte habe er aber nie gebraucht. «Denn unter kundiger Führung ist der Aufstieg viel leichter gewesen als angenommen.» Genügend Zeit für Erholung, immer gut essen und trinken sowie eine durchschnittliche Kondition seien gemäss Bellwald das Erfolgsrezept für einen erfolgreichen Aufstieg.
Für die Zukunft hegt Niklaus Bellwald noch keine genauen Pläne. «Ideen habe ich viele, Projekte aber nicht.» So kann er sich eine erneute Teilnahme am Jens Blatter Spendenmarathon oder eine Tour durch Südamerika vorstellen. Bei letzterer sei er aber auf sprachkundige Begleitung angewiesen. «Ich spreche weder Spanisch noch Portugiesisch.»
Da darf man gespannt sein, welche verrückte Tour Niklaus Bellwald als Nächstes in Angriff nehmen wird.
Weitere Informationen auf www.oldlegstour.co.zw