
Finger weg von dieser heiligen Kuh!
Autsch, Herr Bono! Mit der Forderung, das Gefecht für die Schülerinnen und Schüler als Zuschauer «fakultativ» zu machen, haben Sie sich aber bös in die Nesseln gesetzt. Haben Sie Ihre Sommerferien schon geplant? Sofort packen, schnell das Schlachtfeld verlassen, guter Mann! Das sage ich Ihnen als der wohl älteste noch überlebende Aktivist gegen diesen unseligen Schwachsinn. Schon Mitte der 70er-Jahre wurde ich von hemdsärmligen Honoratioren gepackt, zu Boden geworfen und getreten, als ich mir erlaubte, Flugblätter gegen das Gefecht zu verteilen. Meine damaligen Mitstreiter sind alle eines ominösen Todes gestorben, einer erstickte an einem Zofinger Spiess, der andere beim Nachpfeifen des Zofinger Marsches. Nein, Herr Bono, lassen Sie die Finger von dieser heiligen Kuh! Da müsste noch weit mehr passieren als dieser läppische Zwischenfall. Es sind ja noch alle Finger dran, und Kinder kamen nicht zu Schaden. Und wenn schon, würden die überzeugten Anhänger des Gefechts sagen, Krieg ist halt kein Ponyreiten. Das müssen doch die Kinder lernen. Noch schnell ein Tipp (ich vermute, Sie sind schon am Packen!) fürs nächste Jahr: Es gibt da noch diese interessante Variante, die man «zivilen Ungehorsam» nennt. Ich habe jeweils meine Kinder erst auf den Heitern geschickt, als das Gefecht schon vorbei war – natürlich abgesprochen mit Lehrkräften und Kindergärtnerinnen. Und je mehr Eltern bei dieser Aktion mitmachen würden – aber halt, mir fällt gerade ein, dass ich sofort die Stadt mit unbekanntem Ziel verlassen muss.
Kurt Kleeb, Zofingen, Ex-Lehrer und Ex-Aktivist