
45 Jahre als Primarlehrer: Vieles ist nicht mehr wie früher an der Schule
Am 22. Juni feierte Fritz Werren Geburtstag, mit 65 blickt er auf 45 Jahre Lehrtätigkeit in Kölliken zurück. Im Alter von 20 Jahren trat er in den Schuldienst ein. Diese Tatsache war es wert, den verdienten Lehrer an seinem «Arbeitsort», respektive in seinem Unterrichtszimmer, zu besuchen.
Seine erste Klasse überhaupt war eine vierte mit 30 Buben und Mädchen im Frühling 1974. Die Kids hiessen noch Kinder und hatten keinerlei elektronische Geräte in der Schultasche. In Kölliken aufgewachsen und die Zeit seines Lebens auch verbracht, hatte er einen kurzen Arbeitsweg. Mit einem Vollpensum von 30 Lektionen, zusätzlich drei Sportstunden und zwei Lektionen Kartonage, stand Fritz Werren von Anfang an unter «Vollbeschäftigung». Mathematik hiess damals noch Rechnen, Deutsch Sprache und Realien Heimatkunde. Auch Religion, Singen, Sport und Zeichnen gehörte zu den Unterrichtsfächern.
Gute Atmosphäre in den Klassen
An der Primarschule Kölliken gab es damals 10 Abteilungen, an jeder unterrichtete eine Lehrperson im Vollpensum. Wenn eine Lehrerin heiratete, musste sie neu gewählt werden. Bei der herrschenden Lehrerknappheit freute sich der damalige Rektor über die Zusage von Fritz Werren, in Kölliken unterrichten zu wollen. Schon nach zwei Schuljahren übernahm er die Problemklassen, man traute ihm einiges zu. Er schaffte es, eine gute Atmosphäre in den Klassen aufzubauen, sodass es ihn reute, die Kinder wieder abzugeben – er führte sie bis zum Oberstufenübertritt weiter. Obwohl Werren leichte Arrangements für Blockflöten, Klavier oder Xylofon schon 1974 schrieb, wurde vorläufig nichts aus dem Gedanken, Musik zu studieren. Stattdessen probte er mit der Klasse für die Weihnachtfeiern Theater mit Gesang in Instrumentenbegleitung. Die Weihnachtskonzerte entwickelten sich zur Tradition, an denen sich nach und nach die ganze Primarschule inklusive Musikschule beteiligte.
Engagement offenbarten Lehrer und Schüler bei Sammelaktionen für die Stiftungen Barmelweid und Borna, bei Orientierungsläufen oder beim Skifahren auf der Schorüti und bei Velotouren ins Klassenlager. Für den Leichtathletiksporttag, den er zusammen mit dem ehemaligen Turnlehrer der Bezirksschule, Daniel Suter, organisierte, entwickelte er eine elektronische Zeitmessung mit Startklappe für den Schnelllauf. Ein Computerprogramm schrieb er für die Ranglistenerstellung dazu.
Die Kinder der 70er-Jahre waren disziplinierter, aufmerksamer und allgemein ruhiger als heute, merkte der in die Jahre Gekommene an. Die Erziehung verlief nach einheitlichen Regeln, die Kinder verhielten sich einfach wie Kinder und nicht wie Vorzeigeobjekte. Natürlich gab es auch schwierige Momente – Eltern, die sich über ihn beklagten. Schulpflege und Schulleitung liessen ihn jedoch nie im Stich. Es gab aber auch Klassen, in denen Rivalität unter den Schülern herrschte. Am liebsten hätte er einmal «den Bettel hingeschmissen», gestand er ein. Das Schulleben hat eben nicht nur Höhen, manchmal auch Täler, die es zu durchwandern gilt.
Als grossen Moment beschrieb er die Auszeichnung seiner 5. Klasse mit dem mit 400 Franken dotierten Schweizerischen Schulfilmpreis im Schuljahr 2017/18. Der zweite Rang war mit einem Besuch im Verkehrshaus im Planetarium Luzern verbunden. In Erinnerung blieb auch der mitgestaltete, internationale Museumstag im Kölliker Strohhausmuseum vor vier Jahren.
In den 90er-Jahren übernahm Fritz Werren den Kölliker Männer- und dann den Frauenchor. Seine Schulklassen beteiligten sich immer an den Aufführungen des vereinten Unterhaltungs-Chors, den er nach wie vor leiten wird. Einen Primarschullehrer wie Fritz Werren wird es wohl nicht mehr geben. Einen, der über einen so langen Zeitraum an der gleichen Schule unterrichtet, schon gar nicht.