Jubiläum des Kirchenchores: 100 Jahre Gottes Lobgesang

Dieses Erinnerungsbild des Reitnauer Kirchenchors wurde letztes Jahr an Weihnachten aufgenommen. zvg
Dieses Erinnerungsbild des Reitnauer Kirchenchors wurde letztes Jahr an Weihnachten aufgenommen. zvg
«Für 55 Jahre treues Mitsingen»: Ruth Hochuli-Häfliger mit ihrer Urkunde zh
«Für 55 Jahre treues Mitsingen»: Ruth Hochuli-Häfliger mit ihrer Urkunde zh

FESTGOTTESDIENST

Am Sonntag, 5. Mai, 9.30 Uhr findet der Festgottesdienst 100-Jahr-Jubiläum Kirchenchor mit einer Taufe, Pfarrer M. Schürmann und einigen Gastsängern und Gastbläsern statt. Anschliessend sind alle zu einem Apéro geladen.

Die ersten Sänger und Sängerinnen kamen aus dem Jungfrauen- und Jünglingsverein, die den Wunsch äusserten, mit gemeinsamem Singen Gottes Lob zu verkünden. «An diesem Grundsatz hat sich auch 100 Jahre später nichts verändert», sagt Präsident Josef Hartmann.

Mit Lehrer Häfliger fand man einen kompetenten Dirigenten, der den Chor leitete. Erstmals sang der Chor am Karfreitag 1919 in der reformierten Kirche Reitnau. Der Kirchenchor trat dem schweizerischen Sängerbund bei. Dies hatte eine finanzielle Belastung zur Folge, weshalb der monatliche Mitgliederbeitrag von 20 auf 31 Rappen erhöht werden musste. Die Noten- und Gesangsblätter wurden vom Emil Ruh Verlag in Adliswil bezogen, welcher noch heute segensreich mit aktuellem Notenmaterial wirkt.

60 Jahre Mitglied mit Leib und Seele

Seit nunmehr sechs Jahrzehnten bereichert Ruth Hochuli-Häfliger den Kirchenchor. Als 16-jähriges Mädchen ist sie dem Kirchenchor beigetreten, nachdem sie das damals 17-jährige Nachbarmädchen Verena Hochuli-Heiniger angefragt hatte. «Ich bin einfach reingerutscht. Das Singen hat mir so viel Freude bereitet, dass ich geblieben bin», sagt die heute 76-jährige Bäuerin und fährt fort: «Im Winter konnte ich die Proben nicht besuchen, da ich in einem Haushalt in Zofingen arbeitete. Die Anreise wäre zu teuer und zu aufwendig gewesen.» Weiter pausierte sie dreimal, denn früher gehörte eine frischgebackene Mutter ins Wochenbett.

Bis zur Fertigstellung des Kirchgemeindehauses probte der Chor im Schulhaus, jeden Montagabend; dies ist auch heute so. In Hochulis Beitrittsjahr 1959 wurde ein Kirchengemeindefest im «Bären» Reitnau mit verschiedenen Darbietungen des Musikvereins, des Frauen- und Töchterchores, Kirchenchors und einem kleinen Theater gestaltet, das für unterhaltsame Stunden sorgte. Die Einnahmen von 4000 Franken wurden für den Bau des Kirchgemeindehauses bestimmt. Gerne erinnert sich Ruth Hochuli-Häfliger an diese Anlässe, «wobei am schönsten waren die Hochzeiten, an denen wir mit unserem Gesang die Trauung mit dem Lied ‹Der Herr ist mein Hirte› bereichern durften».

Im Laufe der Zeit kamen und gingen viele Dirigenten. Vor allem Andreas Spring (1966 bis 1979) blieb ihr in bester Erinnerung. Mit ihm als Dirigent sang der Chor viel auswärts wie zum Beispiel im «Chileli Würzbrunnen» im Emmental. «Traurigerweise fielen Chorproben manchmal für Wochen und Monate aus, da schlichtweg der musikalische Leiter fehlte», so Ruth Hochuli-Häfliger.

Mit Dirigentin Elena Hochuli-Superina, welche auch den Kirchenchor Triengen leitete, entstand 1998 eine kantons- und religionsübergreifende Freundschaft, die von 2007 bis 2015 mit der Trienger Dirigentin Silvia Fischer fortgeführt wurde – und bis heute anhält.

Auch nach 60 Jahren hält Ruth Hochuli-Häfligers Begeisterung für den Kirchenchor an. «Zum einen findet man in den Gottesliedern Zuversicht und Kraft für den Alltag und gibt diese durch den Gesang an andere weiter. Zum anderen ist es die Gemeinschaft, die den Kirchenchor ausmacht», sagt die 76-Jährige. Sie ist dankbar für den Chor: «Als Bäuerin und Mutter hatte ich nicht viel freie Zeit. So war und ist es eine wunderbare Abwechslung, im Kirchenchor mitwirken zu können.» Sie wünscht sich, dass wieder mehr Gesangsfreudige den Weg zum Verein finden und «ihn für die nächsten 100 Jahre fit machen».