
World-Skills-Teilnehmer Kevin Hofer: «Ich bin immer noch Maurer»

SERIE
Im Rahmen der Serie «Was macht eigentlich …?» haben Redaktorinnen und Redaktoren dieser Zeitung mit Menschen gesprochen, die Schlagzeilen gemacht haben. Wir fragen nach, was sie heute machen – und schwelgen mit ihnen in Erinnerungen.
Einst attestierte Kevin Hofer Bundesrat Ueli Maurer eine Begabung als Maurer. Er half dem aktuellen Bundespräsidenten anlässlich der Eröffnung der «swissbau 2016» beim Setzen von zwei Backsteinen. Dass Hofer selbst das Handwerk beherrscht, zeigen seine Topplatzierungen an den SwissSkills, mit denen er sich für die Teilnahme an den WorldSkills 2017 in Abu Dhabi qualifizierte. Mit der Rangierung als Fünftplatzierter und dem damit gewonnenen Diplom stellte der Rothrister aber das Erstellen von Mauerwerken ein: «Nach den WorldSkills fertigte ich nur noch ein Mauerwerk an.» Grund dafür sei neben dem Material und den notwendigen Werkzeugen vor allem der fehlende Platz. «Es gibt definitiv platzsparendere Hobbys», scherzt der 24-Jährige und gibt damit die Erklärung ab, weshalb sämtliche der knapp 60 Trainings- und Ausstellungsobjekte «zämegrüert» wurden.
Hofer möchte aber die intensive Vorbereitungszeit sowie die Wettkampftage in Abu Dhabi nicht missen. «Es war eine tolle Erfahrung: Ich traf coole Personen, kam herum und habe viel erlebt.» So durfte der Teilnehmer der WorldSkills 2017 zur Vorbereitung auf den Wettkampf beispielsweise einige Male nach Zürich reisen, wo er von einem Mental Coach hinsichtlich seines Umgangs mit Stresssituationen geschult wurde. «Dieser gab mir Tipps, wie ich mich beruhigen oder aufputschen kann.» So könne er noch heute durch die Anwendung gewisser Tricks besser abschalten; «oftmals gehe ich an einen ruhigen Ort.»
Extrem viel Aufwand
Hofer begrüsst es, dass lediglich eine Teilnahme an den Weltmeisterschaften gestattet ist. Denn «die WorldSkills sind mit extrem viel Aufwand verbunden: etliche Trainings, Teamwochenenden, Medientermine und weitere Verpflichtungen»; parallel zur alltäglichen Arbeit, versteht sich. «Das zehrt an einem.» Deshalb würde er nicht noch ein zweites Mal am Wettbewerb teilnehmen, wohl aber ein weiteres erstes Mal. So empfiehlt Hofer sämtlichen jungen Maurern, welche die Möglichkeit haben, an den Swiss- oder gar den WorldSkills teilzunehmen, diese Chance auch wahrzunehmen. Nicht zuletzt aufgrund der vielen Kontakte, die er über seine Berufsgattung hinaus knüpfen konnte und noch heute pflegt.
Der Kontakt zu anderen Menschen ist es auch, was Hofer auf der Baustelle so gefällt. «Mit anderen zusammen etwas machen und am Abend sehen, was man den Tag durch geleistet hat, gefällt mir sehr.» Aufgrund dieser Freude an der täglichen Arbeit sieht Kevin Hofer seine Zukunft weiterhin auf dem Bau: Jedoch nicht als Maurer, sondern als Hochbaupolier oder als Bauführer. Die Erreichung dieses Ziels geht er aber langsam an. «Wer zu früh eine Weiterbildung beginnt, dem fehlt es an Erfahrung», ist sich Hofer sicher. Denn «der Polier muss nicht nur Pläne lesen. Er hat die gesamte Baustelle zeitlich zu planen und Probleme frühzeitig zu erkennen.» Mit Erfahrung gehe die Meisterung dieser vielseitigen Aufgaben halt einfacher, meint Hofer.
Lederkombi statt Überhosen
Vorerst freut sich Kevin Hofer aber auf den Sommer. Nicht nur, weil ihm bei den warmen Temperaturen und dem trockenen Wetter die Arbeit im Freien leichter fällt, sondern auch deshalb, weil er dann statt die Überhosen anzuziehen sich auch mal in ein Lederkombi zwängen und mit seinem Motorrad ausfahren kann.