EU-Waffenrichtlinie: Zofinger SP-Politiker setzt sich für Schützen ein

EU-WAFFENRICHTLINIE

Darum geht es am 19. Mai

Die Schweiz soll ihr heutiges Waffenrecht an das der Europäischen Union anpassen.

Neu sieht das Gesetz zum Beispiel eine Pflicht zur Markierung aller wesentlichen Bestandteile einer Waffe vor. Auf diese Weise soll die Polizei die Herkunft einer Waffe besser klären können. Auch die Zulassung halbautomatischer Waffen mit einem grossen Magazin soll angepasst werden: «Wer bei Inkrafttreten der Gesetzesänderung bereits eine halbautomatische Waffe besitzt, kann sie behalten. Er oder sie muss diese aber innerhalb von drei Jahren dem kantonalen Waffenbüro melden», schreibt der Bund.

Wer künftig eine solche Waffe erwerben möchte, muss nach fünf und nach zehn Jahren nachweisen, dass er regelmässig schiesst oder Mitglied eines Schützenvereins ist. Niemand werde dadurch entwaffnet und auch die Schweizer Schiesstradition bleibe unangetastet, versichert der Bund. Das primäre Ziel bei der Teilrevision des Waffengesetzes sei es, die Bürger vor Waffengewalt zu schützen.

Die SP Aargau hat sich einstimmig für ein Ja zur EU-Waffenrichtlinie ausgesprochen, über die am 19. Mai abgestimmt wird (siehe Box unten). Ein Parteimitglied war bei der Parolenfassung der Sozialdemokraten aber nicht dabei, sonst hätte es eine Gegenstimme gegeben. Der ehemalige SP-Grossrat Lothar Brünisholz lehnt die neue EU-Waffenrichtline vehement ab. 32 Jahre lang politisierte der bald 78-jährige Zofinger für die Aargauer SP, zwölf davon im Grossen Rat. Er selbst bezeichnet sich nicht als Waffennarr. Mit der Annahme der EU-Waffenrichtlinie würde die Schweiz aber diejenigen bestrafen, für die Schiessen eine sportliche Tätigkeit ist: «Da zähle ich mich dazu. In der Schweiz ist Schiessen eine Tradition, die aufrechterhalten werden muss», so Brünisholz. Schiessen gehöre zur Schweiz wie Schwingen.

Nachteile für Sportschützen

Trotz aller Versprechungen der Befürworter ist für Brünisholz nicht klar, wie es nach einer Änderung des Waffenrechts weitergehen würde. Er befürchtet weitere Einschränkungen und Verschärfungen: «Etwa, dass man das Sturmgewehr nach dem Militärdienst in Zukunft nicht mehr nach Hause nehmen kann.» Auch beim Obligatorischen und beim Feldschiessen sieht der pensionierte SBB-Zugführer bei Annahme der EU-Waffenrichtlinie nur Nachteile für die Schützen: «Die Magazine für Sturmgewehre würden auf 10 Schüsse reduziert.» Beim Feldschiessen seien aber 18 Schüsse eingeplant: «Die habe ich alle im Magazin, kann meine Stellung behalten und es gibt so ein besseres Resultat.» Mit dem neuen Gesetz müsste man nachladen oder das Magazin wechseln. Die Einschränkung ergebe keinen Sinn, so der Rentner.

Lothar Brünisholz schiesst heute selber nicht mehr. Nach einer Augenoperation vor einigen Jahren hat er nicht mehr damit angefangen: «Mein Sturmgewehr 57 habe ich an meinen Sohn weitergegeben, er schiesst jetzt damit.» Trotzdem ist er nach wie vor Mitglied der Schützengesellschaft und des Artillerievereins Zofingen: «Jedes Jahr eröffnen wir das Zofinger Kinderfest auf dem Heiteren mit Kanonenschüssen», erzählt der jung gebliebene Rentner.

 

Mit seiner Kompanie nimmt er auch an der Sempacher Schlachtfeier teil. Früher habe er jedes Jahr an bis zu 30 Schiessveranstaltungen teilgenommen: «Ich war ein guter Schütze und es hat mir grosse Freude bereitet.» Heute besitzt er nur noch eine kleine, registrierte Pistole, eine Beretta. «Ich habe sie seit 50 Jahren. Ich brauche sie nicht, aber ich habe sie.»

Verbote alleine bringen nichts

Dass er bei der SP mit dieser Haltung ganz alleine dasteht, ist für den Sozialdemokraten kein Problem: «Ich habe genug Erfahrung in der Politik und ich habe einen breiten Rücken.» Ihm sei bewusst, dass ihm die Reaktionen seiner Parteikollegen entgegenschlagen werden. Aber er habe auch in den zwölf Jahren im Grossen Rat nicht immer das gemacht, was die SP wollte: «Man hat mir mehrmals gedroht, dass ich aus der Partei geworfen werde.» Er lacht herzhaft. Auch bei früheren Abstimmungen, bei denen es um Waffen ging, sei er immer auf der Seite der Schützen gewesen: «Ich mache eine Politik der Allgemeinheit und nicht Parteipolitik». Eine Links-Rechts-Politik, wie sie im Grossen Rat betrieben wird, unterstützt er nicht: «Schon zu meiner Zeit hat man bei der SP Vorstösse, die von der SVP kamen, nicht einmal angeschaut. Das ist nicht Sinn der Sache, man sollte einen Konsens anstreben».

Lothar Brünisholz vergleicht den Schiesssport mit dem geistigen Eigentum. «Die Schweiz darf sich als souveräner Staat nicht alles verbieten lassen auf Kosten dieser Tradition.» Das bestehende Waffengesetz genüge allen Anforderungen: «Das sind reine Schikanen, die man unter dem Druck von Brüssel einbaut», so der Rentner.