
Die Kirschblüten im Fricktal haben den Frost schadlos überstanden
André Steinacher hat eine anstrengende Nacht hinter sich. Mehrmals klingelte beim Landwirt aus Schupfart von Sonntag auf Montag der Wecker und riss ihn aus dem Schlaf. Steinacherkontrollierte immer wieder das Thermometer, warf einen Blick an den Nachthimmel. Dass dort kaum Sterne zu sehen waren, beruhigte ihn. «Das Glück war, dass es – entgegen dem Wetterbericht – nicht mitten in der Nacht aufgeklart hat», sagt Steinacher. So blieben die Temperaturen über dem Gefrierpunkt und Schäden an den Kirschblüten in seiner Anlage aus.
Mehrere Tage lang mussten die Fricktaler Obstbauern um ihre Kirschblüten zittern. Bereits Anfang April standen viele Bäume in der Blüte. Das löste bei den Landwirten Sorgenfalten aus. Sie erkannten deutliche Parallelen zum Frühjahr 2017, als die Bäume ähnlich früh blüten und ein Frosteinbruch im April gewaltige Schäden verursachte.
Die schlechten Erinnerungen und die Wetterberichte mit den tiefen Temperaturvorhersagen haben die Landwirte und Obstbauern nun dazu veranlasst, Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen. André Steinacher etwa hat bereits vor einigen Tagen die Frostkerzen in seinen Obstbaumanlagen verteilt. Ausserdem hat er die Aprikosen- und die Kirschbaumanlage mit Folien abgedeckt. «Das sorgt dafür, dass die Blüten trocken in die Nacht gehen und mindert so das Risiko auf Schäden durch Verdunstungskälte», erklärt er.
Frostkerzen verteilt
Auch Marcel Weiss aus Sulz verteilte die Frostkerzen prophylaktisch in seinen Anlagen. Auch er legte nächtliche Kontrollgänge ein. Und er liess nachts mehrmals die Bewässerung laufen. «Durch das Wasser kann einerseits Frost verhindert und andererseits der Boden befeuchtet werden – und ein feuchter Boden kann wiederum mehr Wärme aufnehmen», erklärt er. Eine Massnahme, die auch Christoph Müller, Landwirt in Schupfart, umsetzte.
Weder Steinacher noch Weiss mussten die Frostkerzen anzünden. Und: Schäden sind in den kühlen und nassen Tagen grösstenteils ausgeblieben. «Es hätte aber nicht viel mehr vertragen – bei ein oder zwei Grad tieferen Temperaturen hätte es verheerend enden können», sagt Steinacher.
Kaum Insektenflug
Jetzt aber können die Landwirte erst einmal aufatmen. Die Meteorologen sagen für die kommenden Tage wärmeres Wetter voraus. Die Temperaturen sollten auch nachts kaum unter fünf Grad sinken. Tagsüber liegen 20 Grad oder – je nach Wetterbericht – sogar noch mehr drin.
Den Obstbauern kommt das entgegen. «Die kühlen Temperaturen haben zwar kaum Schäden hinterlassen, aber auch dafür gesorgt, dass es kaum Insektenflug gab», sagt Christoph Müller. Hummeln seien etwas weniger heikel, die Wildbienen und vor allem die Bienen aber seien in den vergangenen Tagen nicht geflogen. «So hat bisher kaum eine Bestäubung oder Befruchtung stattgefunden», sagt Müller.
Das hat auch André Steinacher beobachtet. Wichtig sei deshalb nun, dass «die Temperatur über zehn Grad steigt und es etwas Sonne gibt» solange die Kirschbäume noch in der Blüte stehen, sagt er. Dann verlassen die Bienen ihre Bienenstöcke, bestäuben die Blüten und werden diese befruchtet. Denn: «Auch das geht besser, wenn es etwas wärmer ist», sagt Steinacher.
Zuversichtliche Obstbauern
Die Landwirte blicken positiv auf die kommenden Tage und Wochen. «Wird es jetzt tatsächlich einige Tage sonnig und warm, dann könnte es eine wunderbare Kirschenernte geben», sagt etwa Marcel Weiss. Die Frostkerzen stehen derweil noch in den Anlagen und dort werden sie auch noch einige Tage bleiben, vorsichtshalber. Die Landwirte sind allerdings guten Mutes, dass den Kirschblüten nun vom Frost keine Gefahr mehr droht – und sie selber wieder durchschlafen können.